Eine Geschichte des K-Pop – 불을 켜


In diesem Monat haben sich erstaunliche Dinge auf YouTube zugetragen. Am 5. April um 0:00 Uhr koreanischer Zeit veröffentlichte die südkoreanische Girlgroup BLACKPINK ihr lange erwartetes Comeback „Kill this Love“, und brach so ziemlich alle Rekorde, die die Videoplattform kannte. Binnen 24 Stunden wurde das Musikvideo 56,7millionenmal aufgerufen und verdrängte damit Ariana Grande vom ersten Platz; der Meilenstein von 100 Millionen Views wurde nach 62 Stunden erreicht – ebenfalls ein Rekord (der bisher ihrem Landsmann Psy und seinem Hit „Gentleman“ gehörte). Die Million Likes in einer halben Stunde geraten da fast in Vergessenheit.

YouTube spendierte den vier jungen Frauen zum Glückwunsch eine Live-Übertragung ihres Auftritts bei dem Coachella-Festival in Kalifornien auf dem größten Bildschirm am Times Square in New York.

Und was für ein Video.

BLACKPINK kommen übrigens im Mai im Rahmen ihrer ersten Welttournee nach Europa (mit der neuen EP im Gepäck). Meine Frau und ich hatten dementsprechend unverbindlich daran gedacht, uns das Konzert am 24. Mai in der Max-Schmeling-Halle anzuschauen – mein Gott, was waren wir naiv. Denn während wir an dem Morgen der Freigabe darüber sprachen, ob denn 150 € (Minimum) pro Karte nicht ein wenig zu teuer wären, waren die Tickets bereits ausverkauft. StubHub sei Dank, wir schauen uns die Damen jetzt in Amsterdam an.

Der größte Pop-Act der Welt

Die Freude der vier war allerdings von sehr kurzer Dauer, denn am 12.4. erschien das neue Album von BTS, der erfolgreichsten K-Pop-Gruppe überhaupt. Und der dazugehörige Song „Boy with Luv“ verursachte Server-Abstürzebei YouTube und pulverisierte den Rekord ihrer Kolleginnen: 1,2 Millionen in einer Stunde, 78 Millionen in 24 Stunden, 100 Millionen in anderthalb Tagen. Ganz beiläufig wurden Rekorde auf Musikstreaming-Seiten gebrochen. Hashtags zu BTS, ihrem Song und Album dominierten die weltweiten Trends auf Twitter. Nebenbei haben Namjoon und seine Jungs derweil ihre anstehenden Europakonzerte im Wembley-Stadion und dem Stade de France in unter 90 Minuten ausverkauft. 

Was vor wenigen Jahren noch absurd geklungen hätte, wird immer mehr zur Realität: Eine Gruppe aus Korea, die es erst seit Juni 2013 gibt, ist einer der größten Pop-Acts der Welt. 

Am Anfang war ich ehrlich gesagt nicht komplett überzeugt, aber so beim dritten Zuhören bekommt der Song RICHTIG fiese Ohrwurm-Qualitäten.

Allerdings ist der April noch nicht vorbei: Am 22.4. erscheint „Fancy“, das neue Lied der wohl beliebtesten Girlgroup Asiens, und die treuen Fans von TWICE (die sogenannten Onces) haben schon zum Sturm auf YouTube geblasen, um BLACKPINK und BTS diese Rekorde zugunsten ihrer Lieblinge zu entreißen. TWICE sind im Westen noch nicht so bekannt wie BTS, aber sie sind auch die Gruppe, die den MNet Asian Music Award für besten Song die letzten drei Jahre in Folge gewonnen haben (2x davon gegen die meiner Meinung nach besten Lieder von BTS), und ihre kürzlich beendete Stadiontour in Japan (210.000 Tickets) war in weniger als einer Minute ausverkauft. Darüber hinaus sind sie in Lateinamerika enorm beliebt: Man schaue sich an, wie die Fans in Chile jedes Wort auf Koreanisch (!) mitsingen.  

Das wirkt übrigens nur auf den ersten Blick überraschend: Tatsächlich exportiert Korea seit Jahren aggressiv Musik und TV-Sendungen nach Lateinamerika.

BTS sollten sich also noch nicht auf ihren wohlverdienten Lorbeeren ausruhen; doch egal, wer am Ende die meisten und schnellsten Views innehaben sollte, ist es doch erstaunlich, dass mittlerweile koreanische Künstler die Rekorde allein unter sich ausmachen.

K-Pop zu Gast in der westlichen Welt

Wer in Deutschland lebt und koreanische Musik live sehen will, lebt derzeit in einer gesegneten Epoche. Außer BLACKPINK geben der Sänger Eric Nam, die Rapper Epik High und Sik-K, die Boygroup IMFACT und weitere Künstler dieses Jahr Konzerte in Berlin und Köln. In Düsseldorf geben sich im Mai fünf große Acts (EXID, Stray Kids, KARD, Ailee und ASTRO) ein gemeinsames Stelldichein.

Als letzten Sommer die Music Bank Tour des öffentlich-rechtlichen Senders KBS in Berlin gastierte (mit Acts wie EXO, Stray Kids und (G)I-DLE) war die Max-Schmeling-Halle bis zur Decke vollgepackt mit schreienden deutschen Fans.

Man stelle sich analog vor, die ZDF-Hitparade oder der ARD-Musikantenstadl wären als Botschafter deutscher Kultur auf Welttournee gegangen, und schäme sich dann fremd.

Für Taemin braucht sich hingegen niemand zu schämen: Verheiratete heterosexuelle Männer werden bisweilen schwanger, wenn er anfängt, zu tanzen. Schade, dass ich das verpasst habe.


BTS sind währenddessen auf der Titelseite der Bravo. Und auf deutschen Schulhöfen wird wie selbstverständlich darüber gestritten, ob die hübscheren Jungs bei Monsta X oder EXO zu finden seien. Wie weiland bei den Backstreet Boys und N*Sync (die richtige Antwort ist übrigens SHINee). Ich lief dieses Wochenende durch den Kölner Hauptbahnhof, und drei Mädchen spielten am Gleis laute Musik auf ihrem tragbaren Lautsprecher. Nicht etwa Ed Sheeran oder Kollegah, sondern BLACKPINK. 


Auf dem Cover der Bravo? Sind BTS natürlich vertreten.


Gangam Style? War nur der Anfang

In den knapp sieben Jahren, seitdem „Gangnam Style“ den viralen Hit neu definierte, ist koreanische Popmusik im Westen von einer Kuriosität mit Nischendasein zu einem festen Bestandteil der Popkultur-Landschaft geworden. Mittlerweile dürfte der letzte Beweis dafür geliefert worden sein, dass der globale Siegeszug des K-Pop auch vor Deutschland nicht Halt macht. Das, obwohl es in Deutschland keine millionenstarke koreanische Community gibt wie etwa in den USA. Allein im Großraum Los Angeles leben über 300.000 Menschen mit koreanischen Wurzeln.

Wie kam es dazu? Wie konnte ein Land, in dem es vor 30 Jahren de facto keine Popmusik, ja keine Jugendkultur gab, innerhalb von kürzester Zeit erst große Teile Asiens und nun fast die ganze Welt mit Hits, Musikvideos und Live-Auftritten überziehen? Ein Land, dessen Existenz vor 35 Jahren kaum jemand im Westen überhaupt bewusst wahrnahm? Wie produziert ein Land mit gerade einmal 50 Millionen Einwohnern Musikvideos, die regelmäßig die Grenze von 200 Millionen Views bei YouTube sprengen? Was sind diese komischen Hashtags wie #ARMY, #MooMoo oder #Reveluv, die man immer häufiger auf Social Media sieht? Was zum Teufel ist ein „Bias“, und was bedeutet „Maknae“?

Darüber hinaus macht derzeit ein handfester Skandal um K-Pop-Superstar Seungri (der soeben seinen Rücktritt aus dem Showbusiness bekanntgegeben hat) und sein Label YG Entertainment Schlagzeilen; es geht um Drogen, Sexualverbrechen, Prostitution und Polizeikorruption – was sind also die Schattenseiten des K-Pop?

Um diese Fragen zu beantworten, wäre es hilfreich, jemanden zur Hand zu haben, der sich ein wenig mit Korea auskennt (Seoul Mapo-Dong born and raised). Und die Entwicklung seit Anbeginn mitverfolgt hat – und vielleicht obendrein sogar regelmäßig K-Pop hört: Zum Glück bin ich ein solcher Mensch, und in den nächsten Wochen werde ich versuchen, der geneigten Leserschaft einige Dinge über das Phänomen K-Pop näher zu bringen.


Die Reise beginnt mit der Beerdigung meiner Großmutter.

Teil 1: Genesis

Diese fand 1992 in Seoul statt. Und als ihr ältester Enkel war ich natürlich mit meinen damals knapp 14 Jahren aus Mailand angereist, um der Trauerfeier beizuwohnen. Zum Glück gab es an der Deutschen Schule Mailand fast drei Monate Sommerferien, so dass ich neben dem tragischen Anlass noch einige schöne Wochen mit meiner Mutter wie auch mit Freunden Familie verbringen konnte.

Und die Luft im Sommer 1992 in Seoul war – man kann es nicht anders nennen – elektrisch. Selbst, nein, vielleicht gerade der Teenager konnte spüren, dass man sich gerade im Zentrum einer Entwicklung fast schon epochalen Ausmaßes befand. Dass hier gerade etwas passierte, was über Jahrzehnte hinweg seine Spuren hinterlassen würde. Und im Gegensatz zu sonst so oft in der jüngeren koreanischen Geschichte war es diesmal keine Fremdbesatzung. Kein Krieg, kein Militärputsch, keine Revolte. Wenige Jahre zuvor war mein Schulbus noch jeden Tag durch die ätzenden Schwaden von Tränengas gefahren, mit dem vor der Yonsei-Universität die Studentenproteste gegen die Militärdiktatur von Chun Doo-hwan niedergeschlagen wurden. Und wenige Jahre davor hatte das Gwangju-Massaker stattgefunden; doch was jetzt in der Luft lag, war keine politische Umwälzung, sondern etwas ganz anderes.


Es war ein Lied. Der Titel? „난 알아요 (Nan Arayo – dt.: ich weiß)“ von 서태지와 아이들 (Seo Taiji & Boys). Es ist übrigens kein Zufall, dass der Name der Gruppe (ausgesprochen „Sŏtädschi-oa Eidŭl“) ein wenig so klingt wie „Stage Idol“.

Es mag seltsam klingen, einen Popsong mit dem Aufbegehren eines Volkes für Freiheit und Demokratie gleichzusetzen. Zumal „Nan Arayo“ (trotz seines Public-Enemy-Samples) kein Protestsong, keine Philippika, keine revolutionäre Hymne war, sondern bloß ein gerapptes Liebeslied. Musikalisch irgendwo zwischen dem New Jack Swing von Janet Jackson und dem Eurodance von Snap!; aber glaubt mir, dieser Vergleich, so hanebüchen er zunächst auch klingen mag, ist gerechtfertigt. 

Um das zu verstehen, muss man sich ein wenig mit der Geschichte Südkoreas auseinandersetzen. 

Über die Geschichte Koreas

Nach Jahrhunderten der selbsterwählten Abschottung der Joseon-Dynastie, nach der japanischen Besatzungszeit (1910-1945) und der fast vollständigen Verwüstung im Koreakrieg (1950-1953) war Südkorea eines der ärmsten Länder der Welt. Bis in die 70er Jahre hinein sogar ärmer als das stalinistische Nordkorea. Noch 1965 war das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von Algerien etwa zweieinhalbmal so hoch wie das Südkoreas (heute liegt das Verhältnis bei 7,25:1 zugunsten der Koreaner). Innerhalb der 25 Jahre zwischen 1962 und 1987, also binnen einer Generation, stieg das Pro-Kopf-BIP um schier unglaubliche 5.000%.

Eine Verfünfzigfachung der Volkwirtschaft in so kurzer Zeit kann natürlich nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das Leben in Korea veränderte sich grundlegend. Aus Großfamilien in Bauernhäusern wurden Kernfamilien oder Singles in Apartment-Hochhäusern. Menschen, die vorher an oder unter dem Existenzminimum lebten, hatten jetzt Geld für Autos, Mode, Freizeit. Und die Jugendlichen, die bis Mitternacht nur für die Schule lernen und gehorchen sollten, um diese Entwicklung voranzutreiben, wollten auf einmal ihre Individualität ausleben, ihre Stimme in den kulturellen Diskurs mit einbringen. Allein in dieser Hinsicht war Südkorea noch ein absolutes Entwicklungsland. In Rundfunk und Fernsehen gab es Schnulzen, patriotische Volksmusik und „Trot“ – ein Zwischending zwischen japanischem Enka und deutschem Schlager, und etwa so interessant für junge Menschen, wie es klingt.

Übrigens soll das absolut kein Diss gegen Trot-Sänger sein. Bae Ho war eine Legende, und Lee Mi-ja ist eine große Künstlerin – sie war so beliebt, dass sie sogar 2002 in Nordkorea auftreten durfte – aber so richtig rocken tut das halt nicht.

Versteht mich nicht falsch: Selbstverständlich gab es in Korea auch damals Metal- und Punkbands, Rap-Crews und DJs. Doch fristeten sie ein Nischendasein im Underground, weil kein Radiosender sie spielte und kaum eine Bühne sie auftreten ließ. Auch weil die Zensur seitens der Regierung enorm streng war. Obendrein gab es Quoten für Musik aus dem Ausland, und auch hier schlug die Zensur gerne zu, was zur Folge hatte, dass Jugendliche in Korea nur über Freunde oder Aufenthalte im Ausland an bestimmte Musik herankamen (und man sich beim Hören einer Dr. Dre-CD in der Seouler U-Bahn wie Che Guevara höchstpersönlich fühlte, ich spreche aus Erfahrung). Ich denke, Leser über 35 aus den neuen Bundesländern können sich eine solche Situation eher vorstellen als „Wessis“, für die das totale Fehlen von jugendorientierter Popkultur spätestens seit Elvis oder den Beatles undenkbar geworden war. Nebenbei ist dies auch einer der Gründe dafür, warum man trotz ihrer Milliardenbevölkerung und ihrer Wirtschaftsmacht kein einziges Lied aus der Volksrepublik China kennt. Diktaturen und erzwungener Konformismus sind nicht besonders förderlich für Musik für junge Menschen.

Die Generation 88

Es gab also, im Zuge des koreanischen Wirtschaftswunders, eine immens große Anzahl an jungen Menschen, die etwas wollten, was nur für sie war. Etwas, das die „Generation 88“ (so genannt nach den Olympischen Sommerspielen jenes Jahres, die das Land zum ersten Mal seit dem Bürgerkrieg in den Mittelpunkt der Weltaufmerksamkeit rückten) von ihren konservativen Eltern abgrenzte. Doch wurde diese nunmehr auch lukrative Gruppe schlicht nicht bedient: Der Boden war also fruchtbar, die Zeit war reif, alle warteten auf ein Feuer. Alles, was es brauchte, war ein Funke.

Es ist normalerweise schwer bis unmöglich, genau festzulegen, wann ein Musikgenre entstand, was das erste Lied einer bestimmten Gattung war. Hauptsächlich, weil die meisten Genres fließend aus anderen hervorgehen und somit feste Demarkationslinien nicht leicht zu ziehen sind. Ist Ike Turners „Rocket 88“ noch Rhythm & Blues, oder schon Rock & Roll? Warum ist Blondies „Rapture“ Punk, wieso wird Chics „Good Times“ zu Disco gezählt, Spoonie Gees „Spoonin‘ Rap“ unter Hip-Hop geführt? Diese Frage stellt sich bei K-Pop jedoch überhaupt nicht: Seine Geburtsstunde ist unbestritten der 11. April 1992, als Seo Taiji & Boys zum ersten Mal in einer der vielen Hitparaden-Sendungen im koreanischen Fernsehen auftraten. Und von der Jury gnadenlos verrissen wurden. Doch genau die Kritik der Jury, die niedrigste Wertung in der Geschichte der koreanischen Hitparaden, gab den Ausschlag für ihren Erfolg. Nicht nur war jetzt auf einmal eine Musik da, die vollkommen anders war als alles andere, was man in Korea gehört hatte (von Künstlern, die aussahen und sich kleideten wie die Jugendlichen selbst) – die Erwachsenen konnten nichts damit anfangen, ja mehr noch, sie konnten sie nicht ausstehen. 

(Stellt euch vor, die Ärzte oder die Beginner wären in den 70ern bei Dieter Thomas Heck aufgetreten. Jetzt habt ihr in etwa ein Gefühl dafür, was hier geschah)

Der Funke sprang über, die Stichflamme loderte auf. K-Pop war geboren. Nichts würde in Korea mehr so sein, wie es vorher gewesen war.

Im nächsten Artikel geht es bald weiter mit: Was ist K-Pop überhaupt?

Falls du nicht so lange auf neues Futter warten möchtest, empfehlen wir diese Artikel: Crazy Rich Asians – “In Amerika verhungern Kinder” und die Rezension zum Film.

Reality TV Shows auf Netflix

Reality-TV Shows auf Netflix, weil nach dem Dschungelcamp vor dem Dschungelcamp ist. Wer keine 300 Tage auf die nächste Horde durchgeknallter Promis warten möchte, kann sich die Zeit auf Netflix vertreiben. Ich habe heute 5 Reality-TV-Formate für euch, die es in sich haben.

Yummy Mummies

Eins kann ich euch direkt versprechen: Noch nie habt ihr etwas Ähnliches gesehen. Versprochen.

Die leckeren Muttis in ihrer vollen Pracht.

Denn noch nie habt ihr vier werdende Mütter gesehen, die gleichzeitig im Endstadium ihrer Schwangerschaft gemeinsam auf High-Heels die ausgeprägte Kugel schwingen. Ein Bild für die Götter! Der Rest der Serie ist nicht weniger durchgeknallt. Es geht um Push-Geschenke, eine Versace-Abhängige und übertriebene Baby-Showers. Also um alles, wofür das Trashherz von Reality-TV-Anhängern schlägt.

Consumed

Wer nichts mit Marie Kondo anfangen kann (nur 3 Bücher pro Person? WTF, Hexe!) und es etwas drastischer, gar alltäglicher haben möchte, ist mit Consumed gut beraten. Hier werden verschiedene Familien gezeigt, die definitiv zu viel Zeug besitzen. Anstatt das Haus zu begrüßen und Kleidungsstücke einzeln zu verabschieden, müssen sich hier die Familien gleich um 75% ihres Hausstands trennen. Drastisch, spannend, spaßig! Im Gegensatz zur Kondo-Serie sieht man hier weniger große, teure, aufgeräumte Häuser von wohlsituierten Familien. Stattdessen stehen Menschen im Mittelpunkt, die irgendwann in ihrem Leben aufgehört haben, aufzuräumen und sich von Müll zu trennen. Doch sind es keine Messie-Häuser, wie wir sie beispielsweise von RTL2 und Co. kennen. Meistens sind die Wohnungen sauber, selbst der Müll ist es; doch kann man den Boden dann eben vor lauter Chaos nicht sehen. Kleinkinder, die in Spielzeug versinken und Eltern, die das Zepter wieder in die Hand nehmen – das ist Consumed.

Ru Paul‘s Drag Race

Vielleicht sind Männer ja doch die besseren Frauen?

Netflix hat uns endlich erhört und alle 10 Staffeln Drag Race hochgeladen, Hallelu! Bei dieser Castingshow geht es darum, den nächsten Drag Superstar zu krönen, so einfach ist das. Und ihr werdet keine Show finden, die witziger ist. Oder bunter. Oder besser! Jede Woche müssen die Anwärterinnen der Krone ihr Talent, ihre Einzigartigkeit, ihren Mut und ihr Charisma unter Beweis stellen. Die Aufgaben: Outfits nähen, einen Werbespot oder Trailer drehen, ein Fotoshooting ausführen und das beliebteste schlechthin *Trommelwirbel* Das Snatchgame! Aus dieser Show ist schon so mancher Star entsprungen. Um nur zwei zu erwähnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Bianca del Rio, Comedyclown, und Violet Chachki (ist regelmäßig mit Dita von Teese auf Tour oder läuft Modeschauen für z. B. Moschino). Klar kann man Drag Race auch nicht kennen, aber dann entgeht einem die wundervolle Welt der Queens. Und überhaupt: Wenn man Drag Race nicht kennt, woher weiß man dann überhaupt, wie gut echter Humor sein kann? Pro-Tipp: Die ersten 3 Staffeln sind für hartgesottene Fans, Anfänger sollten weiter hinten anfangen und können später immer noch zurück. 

Storage Wars

Es ist, was es ist: Lager werden zur Auktion freigegeben, Händler bieten darauf, überbieten sich gegenseitig und manchmal wird sogar der ein oder andere Schatz gefunden. Es ist ein bisschen wie Bares für Rares – aber als Barbarenedition. Ja, manchmal werden die Bieter und Händler schon mal handgreiflich. Im Grunde all das, was man sich von den Dschungelcamp Kandidaten Jahr für Jahr aufs Neue wünscht. 

Selling Sunset

Die Oppenheim-Group bringt in LA erfolgreich Häuser an den Mann, dafür sorgen fünf schöne Frauen, die auch waschechte Models sein könnten. Die Zwillinge Jason und Brett Oppenheim führen das Unternehmen. Und natürlich wäre es keine ordentliche Reality-Show, wenn es tatsächlich um den Verkauf von Immobilien und nicht etwa um den Zickenterror innerhalb der Maklerinnen ginge. Herrlich abgehoben, nicht ganz von dieser Welt, aber definitiv einen Lacher wert! Wer auch nach der Sendung weiter lachen möchte, dem empfehle ich, die Oppenheim Group zu googlen und sich die Rezensionen durchzulesen. Scheinbar haben sich in den letzten Wochen einige Netflix-Zuschauer gedacht, sie könnten hier ihre Meinung zur Sendung dalassen. So nimmt sich eine Nutzerin beispielsweise die Zeit, um jede Maklerin einzeln zu bewerten. Herrlich unsinnig!

Ist deine Lieblingsserie nicht dabei?
Dann lass es mich in den Kommentaren wissen!

Hier gibt‘s noch mehr Netflix-Empfehlungen!

Gillette – Für das Beste im Mansplainer

Über die Gillette-Werbung, die die Massen bewegte

Wie man mittlerweile auch auf den äußeren Planeten des Sonnensystems mitbekommen hat, hat Gillette am 13.1. einen Kurzfilm ins Netz gestellt: Das Thema dieses Spots ist “toxische Männlichkeit” – was sie ist, wie sie sich manifestiert, und was man dagegen tun sollte. Und eigentlich kann man die knapp zwei Minuten an Botschaft in einem Satz zusammenfassen:

“Jungs, seid keine Arschgeigen.”

In einer Welt, in der Donald Trump der Robert Geissen der USA ist; Farid Bang als Türsteher einer Provinzdisko arbeitet; Mario Barths Comedy-Karriere mit “Klassenkasper” begann und endete – in einer vernünftigen Welt also, einer Welt, die Leibniz nicht Lügen straft – hätten vernünftige Menschen vernünftig reagiert, man hätte “coole Message” gesagt oder das Ganze ignoriert, nebenbei auf “Like” gedrückt, und man wäre ins Bett gegangen.

Stattdessen ist das Netz explodiert. 

Stand heute hat das Video bei YouTube 1,3 Millionen “Dislikes”, und eine Sturmwelle von Empörung, Schimpf und Tadel ist über den Spot, die Rasierklingenfirma und das abstrakte Konzept von “keine Arschgeige sein” hereingebrochen, mit einer Inbrunst, die Männer im Netz ansonsten nur an den Tag legen, wenn Claudia Neumann ein Fußballspiel kommentiert. Der Firma werden “Propagandamethoden” attestiert, wie man sie entweder von Stalin oder Hitler kennt (da ist sich die Männerwelt noch nicht so ganz einig, aber einer der “Top”-Kommentare bei YouTube sagt, dass GENAU SO der Holocaust angefangen habe), und überhaupt sind ganz ganz viele Männer gerade richtig wütend über jenen Spot, und wenn der Mann von heute wütend ist, dann macht er seiner Wut lautstark im Internet Luft.
Es wird zum Boykott aufgerufen, zum totalen Krieg gegen den Feminismus, und aus den Animepuppen-geschmückten Kellern vieler Muttis ergießen sich hysterische Hasstiraden gegen “SJWs”, “beta cucks” und “soyboys” über die sozialen Medien.
Aber warum? Woher kommt diese Wut, und warum wird sie bewusst provoziert?

Woher kommt diese Wut?

Was ich hier nicht bieten will, ist eine ausführliche Aufzählung der bekloppten Reaktionen; auch werde ich nicht über die vielfältigen (und doch alle gleichen) Typen von Internet-Sexisten sprechen. Mein bester Freund hat treffend festgestellt, dass es albern ist, über irgendwelche Trottel auf Twitter mit 15 Followern zu reden, die Fotos davon posten, wie sie ihre Rasierer in den Müll werfen (wie gewisse Medien es getan haben) – und nebenbei geht es eh um etwas vollkommen anderes: Der eigentliche Grund, warum sie sich so aufregen, hat nur tangential etwas mit #MeToo, Sexismus und Männlichkeitsbildern zu tun, aber dazu später mehr.

Der Fall selbst jedoch ist in vielerlei Hinsicht hochinteressant: Es gibt im Kasus Gillette enorm viel auszupacken, weil sich hier Themen wie Sexismus, Medienethik, Kapitalismus, Netzkultur und Politik auf mehreren Ebenen überschneiden – buchstäbliche Intersektionalität also, und das ist sowieso mein Lieblingsthema. Beginnen wir also mit dem Auspacken.

Zunächst geht es mir da um eine Kritik an Spot und Message, die quasi nicht als einzige aus dem Lager stumpf grölender Troglodyten kommt und daher vorneweg analysiert werden sollte:

Was darf eine Werbung?

Eins muss von vornherein klar sein: Bei diesem Kurzfilm handelt es sich um einen Teil einer Werbekampagne eines Unternehmens. Das Ziel des Spots ist es, Rasierklingen und Pflegeprodukte zu verkaufen, indem der Name des Konzerns in aller Munde kommt. “Brand Awareness” nennt man das, und ungeachtet der Message ist Gillette diesbezüglich mit dem Filmchen ein Wurf sondergleichen gelungen: Seit Wochen sprechen alle Medien über den Spot, die Reaktionen auf den Spot, und die Reaktionen auf die Reaktionen. Die Frage, die sich also stellt, ist die, ob ein Werbefilm, der ipso facto die Absicht verfolgt, Profit für eine Firma zu generieren, überhaupt ein geeignetes Medium ist, soziale Botschaften zu übermitteln.

Auf diese Frage kann ich als Philologe nur eine Antwort geben:

Seid ihr bekloppt? Natürlich kann er das!

Ein Werbespot ist – genau wie ein Buch, ein Film, ein Musikvideo etc. zunächst einmal ein narratives Medium: Der Werbespot erzählt mit Bildern, Worten und Klängen eine Geschichte, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Damit ist er gar nicht so weit entfernt von den Kategorien, die Aristoteles für die Tragödie definiert hat: Wo diese durch Bild, Wort und Klang versucht, Furcht und Mitleid zu erregen und somit den Zuschauer von diesen Emotionen zu läutern, versucht der Werbespot, Gefühle wie Begierde oder Neid im Zuschauer auszulösen, die ebenfalls dadurch geläutert werden sollen, dass der Zuschauer das beworbene Produkt kauft. Man darf dabei nicht vergessen, dass die attische Tragödie Teil eines religiösen Kultes war – man sollte Dionysos ehren – und da werden die Parallelen zum heutigen Konsumkult geradezu aufdringlich.

Können kann die Werbung das also: Aber hat ein rein kapitalistisches Medium überhaupt das ethische Recht, eine soziale Botschaft zu verbreiten?
Gegenfrage: Sind Kinokarten und Bücher neuerdings umsonst? Hat Netflix diesen Monat nicht abgebucht?

Wie viele Seiten sind darüber geschrieben worden, was Black Panther für Repräsentation und Diversität in Hollywood getan hat? Wie viele darüber, dass die bloße Existenz des Films eine Inspiration für Schwarze überall auf der Welt ist? Habe ich nicht selbst auf dieser Website Lobeshymnen an Crazy Rich Asians und seine Bedeutung für die asiatische Diaspora gesungen?
Wisst ihr, was der Zweck jener Filme war? Richtig: Geld für ihre Studios zu verdienen. Disney und Marvel hatte sich nicht vorgenommen, eine Inspirationsfigur für Menschen zu schaffen, die sich nach einem schwarzen Superhelden sehnten; Marvel wollte einen Blockbuster produzieren, der das Bruttoinlandsprodukt eines kleinen Inselstaats an den Kinokassen einnimmt, ganze Einkaufszentren mit Merchandise füllt und den Hype um den nächsten Avengers-Film weiter nach oben schraubt. Mission accomplished: 1,3 Milliarden US-Dollar am Box Office sprechen da eine recht eindeutige Sprache. Die Frage nach der ethischen Berechtigung sozialer Botschaften im Gillette-Spot hängt also an der Frage, ob Disney ein weniger kapitalistisches Unternehmen ist als Gillette. Quod erat demonstrandum. Und damit wären wir an meinem nächsten Punkt angelangt.

Mantrum (n.) Portmanteau aus “man (engl. Mann)” und “tantrum (engl. Tobsuchtsanfall, vornehmlich bei Kleinkindern)”

Was nützt eine solche Werbung?

Die Frage, ob Werbung das darf, wäre hiermit geklärt; die nächste Frage muss folgerichtig lauten, ob solche Werbung überhaupt nützlich ist. Denn es darf bezweifelt werden, dass die Gillette-Kampagne Meinungen ändern wird – aus dem einfachen Grund, dass es wenige Menschen gibt, bei denen zur Frage “ist sexuelle Belästigung schlecht?” ein innerer Zwist tobt. Entweder man ist ein anständiger Mensch, und diese Frage rangiert in puncto Offensichtlichkeit irgendwo bei “ist der Papst katholisch?”; oder man ist ein Internet-Maskulist und behauptet auf 4chan, dass Vergewaltigung legalisiert werden müsste; dazwischen ist eigentlich nicht viel. Dies heißt wiederum, dass man entweder offene Türen einrennt, oder den unbekehrbaren predigt. Wozu also das ganze? Nehmen wir einmal an, dass bei den Machern dieses Spots tatsächlich ein Gewissen vorhanden ist, dass also wirklich neben dem unternehmerischen Nutzen auch etwas Positives in die Welt getragen werden sollte. Kann man Dinge verändern, auch wenn man keine einzige Meinung ändert?

Auch hier würde ich “ja” sagen, wenngleich mit einigen Bedingungen.

Das Interessante ist ja, dass der Kasus Gillette nicht das erste Mal war, dass sich die ewiggestrigen Deppen über eine Firma oder eine Werbekampagne aufregen, zum Boykott aufrufen, deren Produkte öffentlich zerstören etc. Wobei es Bände über die Intelligenz der besagten Deppen spricht, dass sie Produkte zerstören, die sie bereits erworben haben – Kinder, Gillette hat euer Geld schon, es kostet sie keinen Cent, wenn ihr deren Rasierer in die Toilette werft; der Einzige, der was davon hat, ist euer Klempner. Der letzte große Mantrum war jedoch sehr USA-spezifisch: US-Konservative verbrannten Schuhe und Klamotten von Nike, als der Sportartikelhersteller eine Werbekampagne mit dem Quarterback Colin Kapernick schaltete, der auf der Beliebtheitsskala von Trump-Anhängern irgendwo zwischen Schulbildung und Krankenversicherung rangiert (weil er gewagt hatte, öffentlich gegen die endemische Polizeibrutalität gegen Afroamerikaner zu protestieren). Wir können ja über die Hysterie dieser Menschen lachen, doch ist es wichtig, zu verstehen, woher sie kommt.

Die Welt hat sich verändert

Es gibt eine Anekdote über die Wahl zum US-Senat im Jahre 1990 im Bundesstaat North Carolina. Der republikanische Kandidat Jesse Helms war – weil Südstaaten-Republikaner – ein absolut unverfrorener, offener Rassist; sein demokratischer Gegenkandidat Harvey Gantt war Afroamerikaner. Als man nun Basketball-Legende Michael Jordan (der in North Carolina aufgewachsen war, für die dortige Universität die College-Meisterschaft gewonnen hatte und überhaupt bis heute der bliebteste Sohn jenes Bundesstaats ist) danach fragte, warum er als Schwarzer seine gewichtige Stimme nicht zugunsten des schwarzen Kandidaten ausspiele, soll Jordan geantwortet haben: “Republikaner kaufen auch Turnschuhe”. Helms gewann, 53 zu 47 Prozent. Michael Jordan bekam weiterhin Abermillionen Dollar von Nike.
Der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote ist ehrlich gesagt von sekundärer Bedeutung. Was wichtig ist, ist der Geist, der dahinter steckt: 1990 hätten Konzerne (und ihre prominenten Werbesprecher) den Teufel getan, bestimmte Bevölkerungsgruppen mit bestimmten Botschaften in ihrer Werbung vor den Kopf zu stoßen. Wenn man noch weiter zurückgeht, sieht man, wie offen sexistisch, rassistisch oder homophob Werbung bisweilen war. Warum? Weil in einer Welt, in der fast nur Männer Geld verdienten, Nichtweiße fast ausschließlich niedere Arbeiten verrichteten, und LGBTQ-Menschen bis zur Unsichtbarkeit marginalisiert wurden, der heterosexuelle weiße Mann das einzig lohnenswerte Ziel für Werbung war.
Daran hat sich der heterosexuelle weiße Mann im Laufe der Jahrzehnte gewöhnt – und das ist der eigentliche Grund für die Tobsuchtsanfälle im Netz: Er ist nicht mehr allein normativ.

Nochmal: Werbung, zumal jene von globalen Großkonzernen wie Nike oder Gillette/Procter & Gamble, ist immer zynisch. Sie zielt auf maximalen Profit, und Kontroversen wie der Kasus Gillette, die wochenlang durch alle Medien gehen, dienen daher gezielt der Steigerung von Brand Awareness und somit der Profitmaximierung. Nike und Gillette wollen die Welt weder in erster noch in fünfzehnter Linie besser machen; sie wollen den Shareholder-Value erhöhen – alles andere ist Nebensache (wenn auch, wie vorhin erläutert, eine durchaus Legitime).

Perverserweise liegt jedoch genau darin die eigentlich positive Botschaft dieser Kampagnen:
Die Marketingabteilungen globaler Unternehmen haben die Zahlen genau analysiert – und sind zum Schluss gekommen, dass Rassisten und Sexisten keine werberelevante Zielgruppe mehr sind. Es lohnt sich schlicht mehr, anständige Menschen zu anzusprechen (und auch meinetwegen zu bauchpinseln), als die Ewiggestrigen bei der Stange zu halten – eine Erkenntnis übrigens, die unseren AfD-besessenen Nachrichtenmedien gut anstünde. Der Beweis? Trotz der Proteste, der öffentlichen Verbrennung von Sportartikeln und den Boykottaufrufen kletterte die Aktie nach der Kapernick-Kampagne um 5% auf ein Rekordhoch von $83,49 – der Marktwert des Konzerns stieg somit um ca. 6 Milliarden Dollar– und der Online-Umsatz verzeichnete direkt im Anschluss ein Plus von 31%. Die Proteste der Trump-Anhänger waren weniger als wirkungslos: Sie trieben vielmehr seine Gegner an, die Firma zu unterstützen, die Trump und seiner rassistischen Basis eine lange Nase gedreht hatte, und machten somit Milliarden für die Marke, der sie schaden wollten (nach den ersten Zahlen sind die Umsätze von Gillette seit dem 13.1. unverändert geblieben).

Es stoßen hier mehrere Faktoren aufeinander (von denen ein wichtiger übrigens in einem Artikel zu diesem Thema bei Netzpolitik.org sehr gut behandelt wird): Zunächst ist der rechte Mann an sich ein furchtbar ernsthaftes Wesen. Seinen Rassismus und Fremdenhass verpackt er als “Vaterlandsliebe”, seine Frauenfeindlichkeit und Homophobie als “traditionelle Werte”, die zu verteidigen seine heilige Pflicht ist. Und gerade weil er sich selbst und seine Bigotterie so ernst nimmt – und gerade weil ihn die Medien jahrzehntelang nichtsdestoweniger hofiert und für allein normativ erklärt haben – ist er nicht zu Ironie oder Selbstdistanz fähig; jede Kritik an seinen obsoleten, reaktionären “Werten” ist somit nicht einfach eine andere Meinung, sondern ein Angriff auf mindestens das Herz der europäischen Seele, und somit mit nichts weniger als heiligem Zorn zu vergelten.

Und darin liegt der Witz: Die werbetreibenden Unternehmen wissen das – und instrumentalisieren diese unreflektierten, absolut vorhersehbaren Reaktionen sehr geschickt. Ein Konzern braucht nur eine Werbung zu schalten, die es wagt, so kühne Aussagen wie “Sexismus ist doof” zu tätigen, und Heinz-Dieter geht auf die Internet-Barrikaden, so sicher wie das Amen in der Kirche. Man kann förmlich die Uhr danach stellen, dass auf die banalste, konsenskonformste Feststellung eine idiotische Überreaktion der Ewiggestrigen folgen wird – und die Firma muss sich nur zurücklehnen, warten, wie die Nachrichtenmedien die Hysterie und Intoleranz der rechten Deppen an den Pranger stellen, und schon ist die eigentliche Botschaft der Werbekampagne angekommen: “Seht ihr, die Dackelkrawatten und Hutbürger finden uns kacke – und im Umkehrschluss müsst ihr uns ja gut finden, und sei es nur, weil wir die Rechten ärgern.”

Soll heißen: Binnen einer Generation ist eine Bevölkerungsgruppe vom primären, normativen Ziel der Werbung zur abschreckenden Witz- und Hassfigur degradiert worden – von “du bist der beste und tollste von allen” zu “jeder soll unsere Produkte kaufen, bloß nicht du”. Und DAS ist es, was die Wut jener Gruppe ins unermessliche steigert. Der Verlust des Privilegs der Normativität. 

Damit kommen wir wieder zur vorhin Frage, was solche Werbung überhaupt bringen kann – und gleichzeitig auch zum Ende.

Was bringt eine solche Werbung?

Natürlich hat sich durch den Gillette-Spot niemand vom Sexisten zu einem Kenner von bell hooks oder Judith Butler gewandelt – und seien wir ehrlich: Es wäre unheimlich, wenn ein Werbespot gesellschaftliche Paradigmenwechsel auslösen könnte. Was Werbung in ihren profitorientierten, zynischen Narrativen jedoch tun kann, ist es, uns mit faits accomplis zu konfrontieren, indem sie uns ein bestimmtes Bild der Gesellschaft zeigt. Werbung mag Träume und Sehnsüchte verkaufen, doch muss sie sich stets an objektiven, zählbaren Realitäten orientieren: Wenn die Mehrheit der Männer Frauen als Objekte sieht, wenn die meisten Männer denken, durch den Kauf eines Produkts würden sie Frauen als Gegenleistung erhalten – dann spiegelt die Werbung das wieder, und die Folgen davon haben wir in den letzten Jahrzehnten nun in ihrer ganzen Widerlichkeit mit ansehen müssen, mit der Folge, dass diese Männer sich in ihrer Einstellung weiter bestätigt sehen.
Und hierin liegt für mich der eigentliche (und einzige) Wert der Gillette-Kampagne. Sie löst keine Veränderung aus, aber sie gibt einer bereits begonnenen Entwicklung weiteren Schub, indem sie signalisiert, dass jene, die toxische Männlichkeit – Gewalt, Dominanzgehabe, sexuelle Objektifizierung, Homophobie (und das Tolerieren und Normalisieren von alledem) – abstoßend finden, nunmehr die werberelevante Gruppe sind; man könnte fast sagen: normativ.
Wenn selbst der Kapitalismus nichts mehr mit Wutbürgern und Sexisten zu tun haben will, dann kann das doch eigentlich nur Fortschritt sein.

PS: Apropos Fortschritt. Wenn jetzt noch Gillette die lächerliche “Pink Tax” abschafft – d.h. die sexistische Praxis aufgibt, für Produkte für Frauen mehr Geld zu verlangen als für die äquivalenten Produkte für Männer – dann könnte man ihnen sogar fast glauben, dass sie es auch mit der Sache ernst meinen.

Männer, es ist Movember!

Manch ein Mann mag sich in den letzten Jahren zunehmend unwohler gefühlt haben, ging es gerade im Internet immer mehr um uns Frauen. Doch es ist November und damit auch an der Zeit, uns intensiver um euch zu kümmern. Denn dieser Monat steht ganz im Zeichen des Movember.

Jetzt magst du vielleicht denken, es ginge dabei lediglich um einen Internettrend, bei dem sich sonst glatt rasierte Männer einen Bart wachsen lassen – langweilig! Doch in Wahrheit steht dahinter eine ernste Angelegenheit: Krebs. 

It’s Movember o’clock!

2014 wurde bei über 55.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert. 13.704 Männer starben daran. Prostatakrebs ist somit die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland [Quelle: Robert Koch Institut]. 

Und obwohl der Movember seit Jahren auch hierzulande bekannt ist, weiß nicht jeder, was es mit dieser Aktion so richtig auf sich hat. Und das soll sich jetzt ändern. 

Denn als coole Unterstützung gibt es dieses Jahr exklusive Bartvorlagen aus dem Hause Netflix! Wenn du, ob Mann oder Frau, dich am Movember beteiligst, kannst du dir einen Bart nach Netflix-Art stehen lassen. Als Vorlage dienen dabei Charaktere aus Serien wie Narcos, der Tatortreiniger und Stranger Things.

Denn mittlerweile trägt gefühlt jeder zweite Mann einen Bart. Woher soll man den Movember also noch erkennen können? Na am ausgefallenen Dalì-Schnurrbart feat. Haus des Geldes! Also ich würde dafür was springen lassen …

Ikonische Bärte für den Movember aus dem Hause Netflix

Denn Sinn der ganzen Aktion ist das Sammeln von Spendengeldern durch die Movember Foundation für Forschungsprojekte gegen Prostata- und Hodenkrebs. 

Also worauf warten wir noch? Bart zurecht stutzen, frisieren, auf den Social Media Kanälen deiner Wahl teilen und Spenden sammeln. 

Was wir noch tun können

Alle Informationen zur Movember Foundation findet ihr auf ihrer Website vom Movember. Denn ihr könnt noch viel mehr machen, als euch im November einen Bart wachsen zu lassen: In eurer Gemeinde, im Sportverein, in der Schule oder Uni und auf dem Arbeitsplatz. Das kann ein Spendenlauf sein oder ein Event. Es liegt ganz an euch. 

In diesem Sinne: Spread the word und macht mit – für unsere Männer!

Rezension: Crazy Rich Asians

Von Paul Engelhard

Zwei Szenen aus den neunziger Jahren. In beiden kommt eine distinguierte, hochgestylte Asiatin mittleren Alters vor – Designer-Tailleur, diamantbesetzte Schweizer Armbanduhr etc. – eine spielt in Paris, die andere in London. Die eine steht vor der Filiale eines der großen Pariser Modehäuser, die andere, mit ihrem Kind und ihrer Schwägerin, in einem altehrwürdigen Privathotel. Der einen wird brüsk gesagt, noch bevor sie den Laden betreten hat, dass man nichts in ihrer Größe habe, der anderen, ebenso barsch und von oben herab, die Reservierung für die Suite sei nicht angekommen, es sei kein Zimmer frei, vielleicht finde sie etwas in Chinatown.

Realität vs. Film

Eine Szene ist meiner Mutter passiert. Mit der anderen beginnt John Chus Film „Crazy Rich Asians“. Und hier kommt der Unterschied zwischen relativ wohlhabend und crazy rich: Während meine Mutter diese Demütigung hinnehmen musste, braucht es bei Eleanor Young, der Matriarchin des milliardenschweren Young-Immobilienclans aus Singapur, nur einen Anruf, wonach den vollkommen geplätteten Concierges des Hotels verkündet wird, dass das Haus jetzt ihrem Mann gehört. Ihr Blick auf jene, die eben noch meinten, die Schlitzäugige da könne man ja so behandeln, sagt unerbittlich und unmissverständlich, es ist noch niemand so gefeuert gewesen, wie ihr gleich gefeuert sein werdet.

Diese Szene ist ein genialer Kunstgriff: Es ist nun einmal so, dass im Genre der romantic comedy, zu dem „Crazy Rich Asians“ mit selbstbewusster Selbstverständlichkeit gehört, „die Reichen“ meistens keine großen Sympathieträger sind – man denke nur an „Pretty Woman“ oder „Die Waffen der Frauen“. Doch hier nutzt Eleanor ihr Geld nicht, um frivol oder gar zynisch Macht zu demonstrieren – im Gegensatz etwa zu einer sehr ähnlichen Hotelszene aus „Batman Begins“ – sondern um eine himmelschreiende, rassistische Ungerechtigkeit von sich und ihrer Familie abzuwenden. Somit wird sie mit einem Schlag als irrwitzig reich und enorm entschlossen etabliert, wie auch als rechtschaffen und auf ihre Weise sympathisch: Jeder Mensch, dem Ausgrenzung und Unrecht widerfahren ist, wünscht sich, er könnte den Spieß umdrehen, es den Selbstgerechten und Intoleranten einmal so richtig zeigen, und genau dies tut Eleanor, womit sie den Respekt des Publikums gewinnt. Dies ist insofern wichtig, als dass der Film schlicht nicht funktionieren könnte, wäre sie nur ein archetypisches Schwiegermonster: Der Zuschauer identifiziert sich mit ihr, versteht ihre Motive, die Gedanken hinter ihren Handlungen. Filme sind zunächst Fantasien, eben auch Machtfantasien, und Eleanor ist ein perfekter Avatar für die Machtfantasien all jener, die ohnmächtig Erniedrigung hinnehmen mussten. Nicht umsonst wird sie von dem mit Sicherheit namhaftesten Star des panasiatischen Ensembles gespielt, nämlich der legendären Michelle Yeoh.

Mehr als eine romantische Komödie

Eine weitere Anekdote: Als mein Vater Kulturattaché an der deutschen Botschaft in Seoul war, sprach er mit einem Psychologieprofessor der dortigen Korea-Universität. Dieser sagte ihm, dass seine Auslandssemester im Westen kaum dazu beigetragen hätten, die psychologischen Probleme von Koreanern zu analysieren oder zu therapieren, denn, so seine Worte: „Wissen Sie, im Westen sind die meisten Neurosen Sexualneurosen. Aber bei uns in Asien ist das anders: Der Ursprung unserer Neurosen ist fast immer die Familie.“ Was das mit dem Film zu tun hat? Nun, seine Tagline ist „the only thing crazier than love is family“, und das trifft diegetisch voll ins Schwarze. In „Crazy Rich Asians“ geht es nämlich weniger um die Beziehung eines jungen Liebespaares zueinander, sondern um den Konflikt zwischen der jungen Frau und der Familie ihres Freundes, insbesondere seiner Mutter – ebenjener Eleanor Young, die der Zuschauer eingangs gelernt hat, zu verstehen und zu respektieren.

 Zur Handlung

Die Handlung des Films ist schnell erzählt: Eine junge US-chinesische BWL-Professorin an der NYU, Rachel Chu (gespielt von Constance Wu aus „Fresh off the Boat“) fährt mit ihrem Freund Nick Young (Henry Golding) zur Hochzeit seines besten Freundes in seine Heimatstadt Singapur, da er wünscht, dass sie endlich seine Familie kennenlernt. Anscheinend ist sie in über einem Jahr Beziehung nie auf die Idee gekommen, seinen Namen zu googlen, denn sonst hätte sie gewusst, dass ihr Freund, der zwar blendend aussieht, aber kein eigenes Netflix-Konto hat und in einem miefigen Jugendzentrum Basketball spielt, der reichste und begehrteste Junggeselle des ganzen asiatischen Riesenkontinents ist. Erst am Flughafen, wo sie es zunächst für absurd hält, dass sie 1. Klasse fliegen werden, dämmert ihr, dass die luxuriöse Privatkabine im A380 nicht das bloße Resultat von Vielfliegermeilen sein kann. Zufällig werden sie beide kurz vorher bei einem Date von einer chinesischen Influencerin, die gerade in New York weilt, erspäht und fotografiert und auf Instagram gepostet, woraufhin sich die Nachricht von der neuen Freundin des de facto Kronprinzen von Singapur wie ein Lauffeuer in ganz Asien verbreitet: Noch bevor sie landen, ist ihre Beziehung zu Nick DAS Thema in der High Society der Metropole – und natürlich das Ziel von Neid und Missgunst seitens der jungen Society-Ladies, die alle die Hoffnung hatten, selbst eines Tages Mrs. Young zu sein.

Selbes Genre – eine ganz andere Welt

Da ich nicht zuviel vorwegnehmen will, skizziere ich nur kurz, was dann kommt: opulente Parties, fiese Intrigen, Tränen und Selbstreflexion, Herzschmerz, Konflikte ohne Ende – aber eben auch einige enorm witzige Szenen und eine Hochzeit, die fast alles in den Schatten stellt, was man bis jetzt auf der Leinwand gesehen hat. Der Film bedient sich der klassischen Tropen der romantischen Komödie (vor allem „Außenseiter trifft Eltern des Partners“), wertet sie aber durch das ungewohnte Setting auf: Nora Ephrons Genreklassiker oder auch „Pretty Woman“ schwingen stets mit, und es gibt auch einige Parallelen zu „Meine Braut, ihr Vater und ich“ – nur, dass alle Handelnden Figuren nun einmal Asiaten sind. Ein Vergleich mit „Rat mal, wer zum Essen kommt“ mag ein wenig zu weit gegriffen sein, aber er hat sich mir beim Zuschauen dennoch immer wieder aufgedrängt.
Es ist doch interessant, dass das bloße Umpflanzen von bekannten Handlungen und Tropen in ein anderes Umfeld den gesamten Kontext einer Erzählung subvertieren kann.

Der Mann als bloßes Objekt

Dies gilt übrigens nicht nur für den ethnisch-kulturellen Aspekt des Films, da Chu auch sehr gekonnt mit bekannten Genderrollen des Genres spielt. Herkömmlich war es ja so, dass die Frau in solchen Filmen den „Preis“ darstellte, den es zu erringen galt: Die Männer handelten, und am Ende „gewann“ derjenige, der sich als besser, einfühlsamer, ehrlicher herausstellte, das Objekt, d.h. die Frau – ohne dass jene etwas dazu hätte sagen können. Hier hingegen ist es umgekehrt – es gab einige Stimmen, die Henry Goldings Darstellung von Nick Young als blass kritisierten, aber ich vermute, dass dies gewollt ist. Denn alles, was man eigentlich über ihn wissen muss, ist, dass er begehrt wird – er ist ein Objekt, und um das zu sein, reichen „gutaussehend“ (was Golding zweifelsohne ist) und „reich“ (woran der Film keinen Zweifel lässt). 

Die handlungsmächtigen und tatsächlich handelnden Figuren im Film sind ausnahmslos Frauen, sie treiben den Plot vorwärts, sie zetteln die Konflikte an und baden sie wieder aus – die Männer sind eigentlich nur Schmuck, wenn nicht gar Hintergrund. Das beste Beispiel dafür ist Nicks Vater: Er mag das Milliardenimperium aufgebaut haben, doch kommt er im Film überhaupt nicht vor.


Die Figuren

Damit sind wir bei den Figuren, und mit einem Wort: Constance Wu ist in ihrer Hauptrolle perfekt. Sie vereinbart das Selbstbewusstsein einer jungen Frau, die es zu einer renommierten Professur gebracht hat, meisterhaft mit der entwurzelten Verwundbarkeit, die sie angesichts des doppelten Kulturschocks von Tradition und Reichtum empfindet. Die eingangs erzählte Anekdote hat ihre Schwiegermutter in spe zur Sympathieträgerin für die Zuschauer gemacht: Hätte Rachel nicht die Ausstrahlung, die Wu ihr verleiht, der Film würde auf einer grundlegenden Ebene schlicht nicht funktionieren. Hollywood täte wohl daran, ihren Namen bei künftigen Castings ganz oben zu halten.

Michelle Yeoh ist, wie könnte es anders sein, ein Superstar: In jungen Jahren Miss Malaysia und im Westen als Bond-Girl und Kung-Fu-Star („Crouching Tiger, Hidden Dragon“) bekannt geworden, spielte sie eben auch „ernste“ Rollen, allen voran die Bürgerrechtsikone und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Luc Bessons Biopic „The Lady“ – so ziemlich das für eine Asiatin, was eine Verkörperung von Nelson Mandela für einen schwarzen Schauspieler darstellt. Yeoh verleiht der Rolle der Matriarchin Eleanor eine Mischung aus Sympathie, Gravitas und Bedrohung, die mich, wie bereits angeschnitten, an Spencer Tracy in „Rat mal, wer zum Essen kommt“ erinnert (und nebenbei auch an ihre eigene Rolle als Mutterfigur und Kriegerin Captain Georgiou in „Star Trek: Discovery“). Nichts macht eine Widersacher-Figur im Film absurder, als wenn diese nur fies um der Fiesheit willen ist, doch bei Eleanor sind ihre Motivationen und Beweggründe immer manifest und ersichtlich, auch wenn ihre und Rachels Interessen einander diametral entgegengesetzt sind.

Doch die Offenbarung des Films ist eindeutig Awkwafina als Rachels beste Uni-Freundin Peik Lin. Nach ihrem starken (aber viel zu kurzen) Auftritt in „Ocean’s 8“ kann sie hier vollkommen befreit ihre komödiantischen Muskeln spielen lassen, und sie kassiert die meisten Lacher im Film – mehr noch, es stellt sich die Frage, ob ohne sie der Film dem „Komödie“-Aspekt der „romantischen Komödie“ überhaupt gerecht würde. Sie schafft es, gleichzeitig derb und einfühlsam, vulgär und mondän, witzig und tiefgründig zu sein, und ist für mich mit das Highlight des Films. Ken Jeong („Hangover“, „Community“) als ihr neureicher Vater ist wie gewohnt laut, schrill und komisch, ohne jedoch zu einer bloßen Karikatur zu verkommen.

Die Regie

John Chu gebührt großes Lob für seine Regiearbeit. Er versteht es, mit dem Tempo der Handlung umzugehen und allen Szenen das korrekte Framing zu verleihen. Die Darstellung des Reichtums ist purer „wealth porn“ und Parties sind geschnitten wie High-End-Musikvideos – knallig, bunt, rasant – während die ruhigen Momente nie langweilig werden und die Augenblicke der direkten Konfrontation zwischen den Figuren in ihrer Intensität fast schon Thriller-Qualitäten haben. Ein klimaktisches Mah-Jongg-Spiel zwischen Rachel und Eleanor etwa hat sich einiges von den klassischen Glücksspielszenen aus James Bond abgeschaut und steht diesen in Spannung kaum nach. Wie auch Kevin Kwan, der Autor der Romanvorlage, steht Chu seinen Charakteren sehr ambivalent gegenüber: Mag man als Asiate auf den wirtschaftlichen Erfolg stolz sein, so schämt man sich bei den Exzessen bisweilen ein wenig fremd. Chu ist als Regisseur geschickt genug, die Figuren so darzustellen, dass sich jeder Zuschauer seine eigene Meinung bilden kann.


Kritik

Wenn ich eine Kritik an dem Film habe, dann folgende: Es gibt jede Menge B-Plots und Nebenfiguren, die so interessant sind, dass sie sehr viel mehr Zeit verdient hätten, als es ihnen der (im Großen und Ganzen sehr schnelle) Film zugestehen kann. Insbesondere die Beziehung zwischen Nicks Cousine Astrid (Gemma Chan) und ihrem ebenfalls „unstandesgemäßen“ Ehemann Michael (Pierre Png) könnte einen eigenen Film ausfüllen: Anscheinend wird dieses Thema in der Romanvorlage tatsächlich tiefer behandelt, doch der Film schneidet vieles nur an, wobei gerade Gemma Chans Performance das meiste aus den wenigen Minuten herausholt. Ähnliches gilt auch für Sonoya Mizuno als Araminta, der Braut von Nicks bestem Freund: Ihre Hochzeit ist zwar der Grund für die Handlung, aber auch hier lässt sich mehr erahnen, als der Film preisgeben will.

Wenn die härteste Kritik an einem Film „ich hätte mehr davon gewollt“ lautet, so ist dies meist ein gutes Zeichen. Und das ist eben das essentiell Wichtige an „Crazy Rich Asians“: Der Hype, die Vorschusslorbeeren, das ganze kulturelle Gepäck wären hinfällig gewesen, hätte der Film als Film enttäuscht. Es mag sein, dass meine Brille im Kinosaal einen leicht rosaroten Stich gehabt hat, doch denke ich, dass ich so oder so weiß, was eine gute schauspielerische Leistung und was gute Regie ist. Und „Crazy Rich Asians“ ist sowohl innerhalb seines Genres eine der besten RomComs seit Nora Ephrons Glanzzeiten, als auch ein einfach guter Film. Ich kann ihn jedem uneingeschränkt empfehlen: Er ist ein super Date-Movie fürs Kino, ideal für einen Gammeltag zu Hause, und obendrein die kurzweiligste, lustigste und rührendste Einführung in die moderne asiatische Kultur.

Das Taschenbuch zum Film: “A hilarious and heartwarming New York Times bestselling novel—now a major motion picture!”

Crazy Rich Asians – „in Amerika verhungern Kinder“

Von Paul Engelhard.

Eigentlich wollte ich nur eine ganz normale Rezension schreiben, über eine lustige, farbenprächtige, aber auch nachdenkliche romantische Komödie. Das Problem ist bloß, Crazy Rich Asians ist kein ganz normaler Film, vor allem nicht für mich: Denn ich bin als Europäer koreanischer Abstammung – genauer gesagt, ein „Hapa“, eine Mischung – das direkte und explizite Zielpublikum dieses Films, und es ist nicht zu weit gegriffen, zu sagen, dass Crazy Rich Asians für Menschen wie mich ein ähnlicher kultureller Meilenstein ist wie Marvels Black Panther für Afroamerikaner – ein Film von und mit Menschen wie mir, über Menschen wie mich, für Menschen wie mich. Daher haben wir beschlossen, zwei Artikel daraus zu machen: einen über kulturellen Kontext und Bedeutung, und im Anschluss die Filmkritik selbst.


 Zum Titel Crazy (Rich) Asians 

Nun ist es zwar kein neues Phänomen, dass englischsprachige Filme mit englischen Titeln von ihrem deutschen Verleih einen neuen englischen Titel bekommen (der zumeist unnötig, idiotisch oder beides ist), doch frage ich mich, ob hier nicht weitere Faktoren im Spiel sind.

Denn: Das einzig wirklich Besondere an John Chus Verfilmung von Kevin Kwans Bestseller ist weder das „Crazy“ noch das „Rich“ – die diegetische UND die kulturelle Bedeutung dieses Filmes liegen primär in dem Wort „Asians“, das allerdings von Warner Bros. Deutschland schlicht gestrichen wurde. Ein Schelm, wer Übles dabei denkt? Oder glaubte man, niemand in Deutschland wolle einen Film über Asiaten sehen? Auch nicht die knappe halbe Million Menschen mit ostasiatischen Wurzeln, die hier leben, wie zum Beispiel ich? Wir mögen zwar nur 0,57% der Bevölkerung sein, aber die meisten von uns leben in den Großstädten, wo man die Kinos findet, in denen man diesen Film sehen kann. Die Darstellung dieses kulturellen Umfelds ist die Raison d’être des gesamten Projekts – in „My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf Griechisch“ ging es eben um die kulturellen Eigenarten griechischer Einwanderer, und der De Sica/Mastroianni/Loren-Klassiker von 1964 heißt halt nicht einfach nur „Hochzeit“ sondern „Hochzeit auf Italienisch“. In jenen beiden Fällen (und vielen anderen mehr) wurde der kulturelle Signifikant beibelassen, in diesem jedoch nicht. Es hinterlässt jedenfalls ein Geschmäckle.

25 Jahre später

Dies ist umso ärgerlicher, als dass es sich bei „Crazy Rich Asians“ um den ersten Mainstream-Hollywoodfilm seit 25 Jahren handelt, der hauptsächlich mit Menschen ostasiatischer Herkunft besetzt ist (der letzte war „The Joy Luck Club – Töchter des Himmels“ aus dem Jahre 1993). Es scheint mir auch rein wirtschaftlich nicht zielführend, da „Crazy Rich Asians“ einer der erfolgreichsten Filme seines Genres der letzten zehn Jahre ist, und 39% der Kinogänger, die ihm in den USA einen Nr.-1-Start mit 25 Millionen Dollar Einspielergebnis am ersten Wochenende beschert haben, asiatischen Ursprungs waren. Aber gut, es hat noch niemand behauptet, dass Rassismus rational wäre.

Die Wichtigkeit des „Asians“

Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Warum ist dieses „Asians“ so wichtig? Sind Geschichten, zumal so archetypische wie „Frau verliebt sich in reichen Mann“ und „Konflikte zwischen junger Frau und Schwiegermutter“, nicht universell? Was macht es für einen Unterschied, was für eine Hautfarbe die Protagonisten haben, aus welchem Kulturkreis oder Land sie kommen? Ist nicht gerade der Sinn der Komödie der, Menschen im gemeinsamen Lachen über Dinge, die jeder kennt – Liebe, Familie, Geld – zusammenzubringen?

 Als gebürtiger Seoulite, der mit knapp sieben Jahren nach Deutschland gekommen ist und seitdem in Bonn, Mailand und Chicago gelebt hat, kann ich nur eine Antwort geben: Es macht einen gewaltigen Unterschied.


Zum historischen Kontext 

Es läge mir fern, Ostasien als eine homogene, monolithische Kultur zu betrachten, doch gibt es tatsächlich viele Gemeinsamkeiten, sowohl in den kulturellen Ursprüngen, den Sprachen, wie auch in der Nachkriegsgeschichte. Und darin nimmt Singapur, der Schauplatz der Handlung, einen enorm wichtigen Platz ein: Wenn es einen Vater des modernen Asien gibt, mit seinem Turbokapitalismus, seinem Fortschrittsglauben, seiner Technikbegeisterung, so war dies Lee Kuan Yew (1923-2015), der ewige Premierminister des Stadtstaates. Binnen kürzester Zeit schaffte die ehemalige britische Kolonie, die im 2. Weltkrieg von Japan eingenommen wurde und nach der Unabhängigkeit Schauplatz blutiger ethnischer Unruhen war, unter einem schier unmenschlichen Arbeitsaufwand den Sprung von einem bettelarmen Land zu einem der führenden Handels- und Industriestaaten des Kontinents; dieser Aufstieg blieb auch in Korea nicht unbemerkt, und Präsident Park Jung-hee formte seinen eigenen Tigerstaat nach dem autoritär-wirtschaftsliberalen Beispiel Lees (wenige Jahrzehnte später folgte ihnen der einflussreichste Staatsmann der jüngeren Geschichte, Chinas Deng Xiaoping). Eine Folge dieser Entwicklung war mithin, dass gewaltige Summen von Kapital erschaffen wurden, und sich eine neue Schicht unvorstellbar reicher Menschen bildete – ebenjene „crazy rich Asians“.

Generationskämpfe

Für den Kontext des Films ist diese jüngere Geschichte von zentraler Bedeutung, weil einer der darin illustrierten Konflikte eben der Unterschied zwischen der Generation der Eltern und Großeltern und der ihrer Erben ist: Während erstere noch Weltkrieg, Fremdbesatzung und Armut am eigenen Leibe mitbekommen hatten, so kennen die jungen Tiger nur Überfluss und Hedonismus – eine Szene im Film zeigt Kleinkinder auf ihren Elektroautos, die den McLarens und Lamborghinis nachempfunden sind, mit denen ihre älteren Geschwister vom Privatflugplatz zur Nobeldisko fahren (kurze Parenthese: Ein Auto, das hierzulande 30.000 € kostet, kostet nach Einfuhrzöllen, Lizenzen und Steuern in Singapur etwa 160.000 € – die Arithmetik, die demzufolge für einen 300.000 €-Ferrari gilt, sei dem Leser überlassen). Die ältere Generation ist so traditionsbewusst, dass sogar Milliardärinnen noch Maultaschen von Hand machen; die jüngeren wissen nicht, wohin mit ihrem Geld, die Ohrringe kosten siebenstellige Summen, im Kofferraum des Supersportwagens liegen drei Balenciaga-Outfits für jede Gelegenheit – „wir sind ja schließlich keine Barbaren“. Darin liegt natürlich ein immenses Konfliktpotential: Die älteren nehmen den jungen ihr leichtes Leben übel, während die jüngeren die Schuldgefühle satt haben, die ihre Eltern und Großeltern ihnen auferlegen. Es ist ein Klischee, dass es nur drei Karrieren für junge Asiaten gibt – Jura, Medizin oder Enttäuschung – aber es ist halt auch wahr, dass drei der Schauspieler in Crazy Rich Asians Jura studiert haben. Der Leistungsdruck ist riesig, und gerade die wohlhabenden unter den jüngeren verstehen nicht so ganz, warum – schließlich zwingt niemand eine Paris Hilton, ein BWL-Studium in Oxford abzuschließen. Dieser Druck manifestiert sich innerhalb der Story auch darin, dass die Familie des Milliardenerben Nick seine romantische Liebe zu Rachel als westliche Träumerei ansieht, als hormongesteuert, oberflächlich, nicht der Familie verpflichtet.

Tragische Geschichten und entbehrungsreiche Immigrationsschicksale

Darum ist das asiatische Setting so wichtig: Liegt die Industrialisierung Europas 200 und die Nordamerikas 150 Jahre zurück, so fällt diese „Gründerzeit“, die Bildung des bürgerlichen Geldadels in den Tigerstaaten also, ziemlich exakt zwischen meine Generation und die meiner Mutter – für viele Asiaten zwischen 30 und 50 ist dieser Generationenkonflikt einer der essentiellen Angelpunkte ihres Lebens, also ein aktuelles Thema, im Gegensatz etwa zu den Buddenbrooks (bei denen es ja auch um Generationenkonflikte innerhalb einer Patrizierfamilie in einer reichen Hafenstadt geht). Dazu mischt sich dieses typisch asiatische Amalgam aus Selbstbewusstsein und Minderwertigkeitskomplexen, das neureiche Gesellschaft genauso peinigt wie Individuen: Hat man sich einerseits von den tragischen Geschichten entbehrungsreicher Immigrationsschicksale (wie etwa der eingangs erwähnte Joy Luck Club) emanzipiert, so ahnt man allerdings auch, dass man trotz des größeren Reichtums (ein Vater ermahnt seine Kinder, sie sollen gefälligst aufessen, in Amerika würden schließlich Kinder verhungern) noch nicht auf Augenhöhe mit dem Westen gesehen wird – in einer Szene wird darüber gejammert, dass das Porträt der Familie „nur“ in der chinesischen Vogue erscheine, und nicht etwa in der Pariser oder New Yorker Ausgabe.

 Plötzlich sehen im Kino alle so aus wie du 

Darüber hinaus ist es ja auch so, dass es zwar somatische und physiognomische Unterschiede zwischen Chinesen, Koreanern, Japanern etc. gibt, diese jedoch durchaus geringer ausfallen als die zwischen Schweden und Spaniern. Nein, wir sehen nicht alle gleich aus, und ich kann in acht von zehn Fällen erkennen, wenn jemand Koreaner ist, aber selbst ich, der ich Hapa bin (mein Vater war blond und kam aus Hamburg), sehe einem Singapur-Chinesen ungleich ähnlicher als einem gebürtigen Thüringer. Was hat das mit dem Film zu tun? Nun, es war das erste Mal, dass ich im Westen in einem Kinosaal saß und eine Handlung verfolgte, in der alle beteiligten so aussahen wie ich, inmitten von Kinobesuchern, die ebenfalls so aussahen wie ich. Wenn man sein ganzes Leben medial im Überfluss repräsentiert wurde, ist es schwer, sich vorzustellen, was das bedeutet, aber gerade als asiatischer Mann wurde man doch gerne von westlichen Medien zu einer Karikatur abgestempelt – es gibt den weisen Alten und die asexuelle Witzfigur, aber dazwischen relativ wenig, man denke an Long Duk Dong in John Hughes’ Sixteen Candles (der deutsche Titel ist so dämlich, dass ich euch damit verschone), Han in 2 Broke Girls oder Mr. Chow in Hangover; oder, noch schlimmer, diese grotesken Stereotypen werden dann auch noch von weißen Schauspielern gespielt, siehe etwa Mickey Rooneys Rolle in Frühstück bei Tiffany. Während asiatische Frauen seit jeher Objekte fetischartiger Begierde von weißen Männern sind, wurde der Gedanke, dass asiatische Männer sexy, begehrenswert, attraktiv sein können, von Hollywood jahrzehntelang schlicht abgelehnt. Wenn man also als asiatischer Mann ständig mit diesen Bildern konfrontiert wird, fängt man an zu glauben, dass der Westen einen auch tatsächlich so sieht, und das kann Folgen für das Selbstwertgefühl haben. Dabei geht es uns noch gut: Hollywood hat jahrzehntelang Afroamerikaner mehr oder minder nur als Drogendealer und Gangmitglieder dargestellt, und diese Stereotypen haben zum Beispiel in puncto Polizeibrutalität bis heute verheerende Folgen.

Hässliche Männer, sexy Männer – endlich Abwechslung

Aber zurück zum Film: In Crazy Rich Asians gibt es attraktive asiatische Männer, hässliche asiatische Männer, besonnene asiatische Männer, dumme asiatische Männer, schwule asiatische Männer… also die komplette Bandbreite und eben nicht nur lächerliche Stereotypen, und ich kann kaum beschreiben, wie glücklich mich das gemacht hat. Und die Bedeutung dessen liegt darin, dass wir alle Medien konsumieren, um uns darin wiederzufinden; allein, Asiaten, die im Westen leben, hatten diese Identifikationsfiguren nicht. Bis zu diesem Film. Ich rede auch ganz bewusst und explizit von Asiaten im Westen, denn natürlich haben Hongkong, das Festland, Korea, Japan, Taiwan etc. ihre eigenen, teils sehr erfolgreichen Film- und Fernsehindustrien; K-Pop ist mittlerweile ein globales Phänomen, Ken Watanabe, Lee Byung-hun und Jet Li spielen in großen westlichen Kinofilmen mit, und das Film- und Serienangebot an asiatischen Produktionen auf Netflix ist kaum noch zu überblicken. Die Hauptfigur im Film ist jedoch Rachel, die in den USA aufgewachsen ist; Geschichten wie ihre wurden leider bis jetzt viel zu wenig erzählt, denn das Schicksal von solchen Menschen ist, dass sie zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kulturen stehen – in einer Szene wird sie von einer Freundin als „Banane“ bezeichnet: „außen gelb, aber innen weiß“, etwas, das jeder in Westen aufgewachsene Asiate nachvollziehen kann, wenn er die alte Heimat besucht und sich dort ein wenig fremd fühlt. So etwas auf einer Leinwand in Bad Godesberg zu sehen, hat mich tief berührt.

Dies ist auch der Grund, warum Regisseur John Chu ein höchst lukratives Angebot von Netflix ablehnte und darauf bestand, dass der Film in die Kinos kam, auch wenn diese Entscheidung mit großen Risiken verbunden war – Chu wollte genau dieses Gemeinschaftsgefühl herstellen, das nun einmal im Kino besser herzustellen ist als im Wohnzimmer. Es war, wie die Einspielergebnisse und die enthusiastischen Reaktionen bestätigen, die richtige Entscheidung – ebenso wie die Entscheidung, den Film mit allen möglichen Asiaten zu besetzen und nicht nur Chinesen, denn man merkt sehr deutlich, dass dieser Film allen Asiaten gewidmet ist, selbst Hapas wie mir, schließlich wurde die männliche Hauptrolle mit Henry Golding besetzt, der selbst einen britischen Vater hat (was nicht ganz unkontrovers war).

Ich hoffe, ich konnte hiermit einen brauchbaren Abriss des Kontexts geben, indem sowohl die Handlung des Films als auch der Film selbst eingebettet sind. Es folgt die Rezension.

 

 

Vor dem Film waren die Bücher – Interessenten können hier die Box vorbestellen, sie erscheint am 23. Oktober.

Netflix Serien im Mai mit Suchtpotential

Seit April weiß ich gar nicht, auf welche Netflix Serien ich mich zuerst stürzen soll – Netflix haut wöchentlich was Neues raus. Und ausnahmsweise finde ich so ziemlich jede Eigenproduktion zur Zeit echt klasse! Was ich im April geschaut habe und im Mai fortsetzen werde, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

3% – Brasilianische Eigenproduktion

Die erste Staffel gab es bloß mit portugiesischer Audiospur, die Untertitel konnte man auf deutsch und englisch einstellen. Eine Umgewöhnung für jeden, der kein Fan davon ist, parallel zu einer Serie lesen zu müssen. Ich persönlich hatte aber nichts dagegen und wurde dafür belohnt. Nebst einer tollen Dystopie, die durchaus ein bisschen Zukunftsangst machen kann, habe ich zum ersten Mal die portugiesische Sprache lieben gelernt. Die zweite Staffel kommt zwar auch mit englischer Tonspur daher, doch verliert die Serie dadurch zu viel an Tiefe und auch Besonderheit, weswegen ich das nicht unbedingt empfehlen würde. Die deutschen Untertitel sind hingegen richtig schlecht. Schade, denn die erste Staffel hat doch so viel Spaß gemacht! Der Storyline tut dies allerdings keinen Abbruch. Haben in der ersten Staffel von 3% noch Jugendliche versucht, das Verfahren zu bestehen, um auf die Insel zu dürfen (nur 3% der Menschen darf und kann im Wohlstand auf dieser Insel leben), geht in der zweiten Staffel der Kampf um die Gerechtigkeit los. Die Sache (The Cause), wie sich die Rebellen nennen, versucht mit allen Mitteln, das 105. Verfahren zu sabotieren. Das offene Ende verspricht eine 3. Staffel von 3%, auf die ich mich aufrichtig freue. Eine tolle Netflix Serie aus Brasilien! Die Musik zur Prozession füge ich euch bei, da diese Szene die Bunteste ist in beiden Staffel ist.

Haus des Geldes – Spanische Eigenproduktion

Gab es dieses Jahr eine bessere Serie als diese spanische Eigenproduktion? Ich denke nicht. Sie ist eine der Netflix Serien überhaupt. Mit allen möglichen Audiospuren versehen übt diese Serie Kritik an die Finanzkrise 2008 aus und was die Banken mit den Menschen gemacht haben. Dass diese Serie aus Spanien stammt, einem Land, das heute noch an den Auswirkungen dieser Krise zu knabbern hat, darf also nicht wundern.

Der Professor und einige seiner Helfer.

Es geht um einen ziemlich genialen Plan, in die spanische Notenbank einzubrechen. Der Anführer der Gruppe, der Professor, sammelt talentierte Kriminelle um sich und geht diesen Plan mit viel Elan an. Ein Geniestreich wird geboren: Sie sperren sich tagelang mit Geiseln in der Bank ein und drucken einige Millionen Euro. Die leitende Kommissarin versucht den Dieben das Handwerk zu legen, muss aber früh feststellen, dass sie es nicht mit normalen Gaunern zu tun hat. In einem hitzigen Gespräch mit dem Professor fällt einer der Sätze, die mich nachhaltig beeindruckt haben: “Kommissarin, wir sollen also die Bösen sein? Wir, die nichts anderes machen als die Banken in 2008? Ok, sie nannten es Liquiditätsspritze, als sie Geld druckten, um die Banken zu stützen. Letztendlich war aber auch das bloß Diebstahl. Wir, das Volk, wir haben nichts davon gesehen. Wir mussten die Suppe auslöffeln. Und nun machen wir genau dasselbe und sollen dafür ins Gefängnis? Klingt das denn fair?” – Gedächtnisprotokoll meinerseits. Geniale Serie, die Lust auf mehr macht. Und obwohl der 2. Teil in sich geschlossen war, ein Serienfinale bereits stattfand, hat Netflix bereits einen 3. Teil angekündigt. YEAH!

NEWS & SPOILER

Leider musste ich heute lesen, dass sich der 3. Teil um einen weiteren Raubzug handeln wird. Was nicht nur mich überraschen dürfte, haben es die Meisten doch in die Freiheit geschafft – und zwar mit einigen Millionen Euro in der Tasche. Bis vorhin war ich mir sicher, dass der 3. Teil davon handeln würde, wie die Gruppe auf der ganzen Welt verteilt ist und die Polizei umgehen, verdeckt leben muss. Einen weiteren Raubzug hätte ich mir nicht vorstellen können. Wir dürfen also gespannt bleiben.

Lost in Space – Die Robinsons mal anders

Für alle SciFi Fans ist diese Netflix Serie ein Muss. Also die Welt liegt mal wieder in Trümmern, wie bei 3% reichen die Rohstoffe nicht mehr aus und überhaupt ist die Erde total kaputt. Also macht sich der Mensch auf zu neuen Welten und hebt gen Universum ab, um einen neuen Planeten zu besiedeln und die menschliche Spezies zu retten. So weit, so gut. Doch als die Siedler gerade durch das All schweben, werden sie von einem Alien/Roboter angegriffen. Wer kann, koppelt sich mit seinem Schiff ab und versucht sich und seine Familie zu retten. Dabei geht irgendetwas schief und einige dieser Schiffe landen auf einen unbekannten Planeten. Total planlos und durchaus in Lebensgefahr versuchen sie, das Beste aus ihrer Situation zu machen und den Rückflug zu planen.

Will Robinson und sein Alien-Roboter-Freund

Ganz vorne mit dabei ist die Robinson Familie, die nicht zufälligerweise diesen Namen trägt. Wir erinnern uns an Robinson Crusoe, der auf einer Insel landet und an die Schweizer Familie Robinson, die im indischen Ozean verschollen geht und nun kommt eben Netflix und setzt sie ins All aus. Kann man mal machen.
Wichtig ist, dass man nichts hinterfragt, was das vor sich geht und dass man sich in den ersten 15 Minuten die Kulissen nicht zu genau anschaut. Dann, und auch nur dann, kann man wunderbar in dieser Serie aufgehen und auch mal die Atmosphäre und die verschiedenen Monde genießen. Eine der Netflix Serien überhaupt zur Zeit!
EDIT: Das Huhn ist großes Kino und der Lieblingscharakter aller Kritiker und Tierfreunde. Und zwar zurecht! Hoch lebe das Huhn!

Happy – “Crank” mit Halluzinationen zum Anfassen

Happy ist vielleicht eine der schrägsten Serien der letzten Monate. Diese Serie hat den Charme von “Crank”, gepaart mit der Wut von “Die Hard” und dem Flauschpotential von “My Little Pony”.

Happy – jetzt auf Netflix

Du denkst, das würde nicht zusammenpassen? Dann lass dich überraschen! Tauch ab in die wundervolle Weihnachtszeit in NY, die vom Untergrund für miese Zwecke benutzt wird. Spring hinein in eine Welt, in der ein imaginärer Freund, der aussieht wie ein lila Plüscheinhorn mit einem beneidenswerten Knackarsch, versucht seine kleine Freundin vor einem Kidnapper zu retten. Schau dich durch diese schrille Welt, die keinen Sinn macht, und doch mit Witz punkten kann. Die beste Serie für erwachsene Menschen, die ihr inneres Kind noch fühlen und so viel Wut auf die Welt haben, dass jeder Schlag und jeder Tritt gegen die Bösewichte zu einem Hochgefühl führt. Nichts für Menschen, die Blut ekelig finden oder wenn Menschen aus mehr als einer Körperöffnung dehydrieren.

IBES Tag 10 – Dschungelcamp der Memmen

Man möchte sie mit einem Stöckchen anstupsen und ihnen gleichzeitig einen Maulkorb verpassen: Die Camper des diesjährigen Dschungelcamp überzeugen durch nicht überzeugen.

Das Bummelcamp 2018

In den 11 Jahren zuvor wurde nicht so viel gemeckert, so viel seitens der Produktion bestraft und so viel freiwillig ausgezogen wie dieses Jahr. Doch woran liegt das?

Diesel-Abgasskandal? Schlechte Presse? Lebensgeschichte? Kein Kommentar.

Darüber denke ich schon lange nach und eigentlich schaue in das Dschungelcamp 2018 nur noch unter diesem Aspekt: Was wurde da bloß falsch gemacht? In den letzten Beiträgen sage ich bereits, dass es dieses Jahr an Teamplayer im Camp fehlt. Wie sonst könnte man sich erklären, dass erst Giuliana und jetzt auch Ansgar freiwillig auszogen. Dabei wurde keinerlei Rücksicht auf Mitcamper genommen, die ihre Gage nicht verlieren wollen und dadurch durchziehen. Dazu zählen Tina und Tatjana, die beide täglich dazu aufrufen, bitte nicht für ihren Aufenthalt weiterhin anzurufen. Tragisch genug, dass die Hälfte der Camper seit Tag 1 (wir erinnern uns an Sydney) wieder nach Hause, bzw. ins Hotel, wollen. Das gab es in 11 Staffeln IBES nicht. Und auch sonst kocht jeder sein eigenes Süppchen und niemand möchte über irgendetwas reden. “Kein Kommentar”, “das ist privat”, “darüber möchte ich nicht sprechen” – eine Premiere jagt die nächste. Und keine von ihnen schmeckt dem Zuschauer.

Ansgar “ich bestrafe euch” Brinkmann

Oh mann, Ansgar! Da musste gestern die ganze Nation facepalmen, selten hat ein Dschungelkandidat so wenig vom Konzept Dschungelcamp verstanden wie er. Aufgrund eines Regelverstoßes kochte es hoch: “Wenn die mich jetzt dafür bestrafen wollen, ziehe ich freiwillig aus!” – damit hat er es RTL natürlich richtig gegeben, richtig hart, oh, das tat weh: Er hat RTL fast 2 Wochen seines Lebens geschenkt, die 60.000 € Gage darf der Sender nun einbehalten.

Hoch die Hände – Wochenende! Ansgar lässt 60.000 € liegen und macht Urlaub.

Autsch. Und das alles, um seinen Kopf durchzusetzen, oder wie er selbst sagte: “38 Trainer konnten mich nicht erziehen, dann schafft ihr es auch nicht!” So, liebe Leser, klingt ein fast 50-jähriger, der bereits aufgegeben hat. Dazulernen ist was für andere, aber nicht für Sturi McSturkopf Ansgar.

Giuliana hat auch verzichtet

Giuliana Farfallas Gage lag sogar bei 100.000 € – oder wie Tina “The Mouth” York sagen würde: “So viel Geld in so kurzer Zeit verdienst du nie wieder.” Hätte sie das mal der 21-jährigen erzählt, vielleicht hätte sie dann eingelenkt. Es ist einfach Wahnsinn, wie diese Menschen auf so viel Geld verzichten, freiwillig.

Ein Stern, der deinen Namen trägt – hoch am Dschungelzelt, den schenke ich dir heute Nacht nicht, weil du einfach raus gegangen bist, Giuliana!

Im Falle Giuliana kann man sogar noch Verständnis dafür aufbringen, schließlich weiß der eingefleischte Dschungelcamp-Zuschauer, dass im australischen Dschungel schon immer die Fassaden bröckelten, als man vor Ort zu viel Zeit zum nachdenken hatte. Nur haben bislang die Stars und Sternchen genau dadurch überzeugen können – durch ihre Menschlichkeit. Die diesjährigen Camper hingegen klammern sich an ihren Masken fest und sind nicht gewillt, dem Zuschauer irgendwas von ihrer Person zu zeigen. Ausser Tränen, Gemeckere, Entzugserscheinungen. Da schalten wir doch gerne ein!

Jimi “3 mal Nabelschnur um den Hals” Blue Ochsenknecht

Gerade als ich am wenigsten damit gerechnet hatte, kam genau die Camperin mit einer mega Story um die Ecke, von der ich auch schon nichts mehr erwartet hätte: Natascha Ochsenknecht. Sie erzählte vor 2 Tagen in der Show, wie ihre Kinder zu ihren sonderlichen Namen kamen.

Jimi Blue Ochsenknecht – ein Name mit einer Wahnsinnsgeschichte dahinter!

Natascha sagte dazu, dass jedes Kind schon ein paar Tage auf der Welt war, bevor sie ihnen Namen gab, die ihrer Meinung nach am besten zu diesen kleinen Wesen passten. Und da Wilson wie ein Speedy Gonzales aus ihr geschossen kam, er also sehr schnell zur Welt kam, bekam er eben diesen zweiten Vornamen Gonzales zugesprochen. Als sie auf Jimi Blue zu sprechen kam, ist mein Gesicht 10 Minuten lang zwischen Entsetzen und Lachen ausgeflippt. Der vielleicht makaberste Namen, seitdem es Namen gibt: Er kam ganz blau auf die Welt, hatte die Nabelschnur drei mal um den Hals gewickelt und das schrie nur so nach dem Beinamen Blue. Bis heute definitiv die Top-Geschichte aus dem Dschungelcamp 2018.

Und was nun?

Und nun gibt es hoffentlich, nachdem Sonja und Daniel gestern die versammelte Mannschaft gebrieft hat, mehr Show, mehr Geschichten, mehr Action.

Tina “The Mouth” York – der kleine Tod hat endlich ein Gesicht. Und wir eine Favoritin auf die Krone.

Lol. Aber man darf ja wohl noch hoffen. Da hatte ich mich so sehr gefreut, mal pünktlich zu IBES 2018 einen neuen Blog zu haben, um all die großartigen Geschichten mit euch besprechen zu können und schaue nun selbst in die Röhre. Liebe doofe Camper, ihr macht es auch uns schwer, die über euch berichten wollen, weil ihr nichts hergebt. Ich möchte faule Tomaten gen Down Under werfen, so enttäuscht bin ich von diesen Kackbratzen. Favorit der Woche: Tina “The Mouth” York. Gebt der Frau das Geld, die Krone und den Fame! *drops the mic*

Dschungelcamp 2018 – Fazit Woche 1

Heute ist es soweit, die erste Woche Dschungelcamp 2018 neigt sich dem Ende zu. Es wird also Zeit, eine Art Fazit zu ziehen. Und im Gegensatz zu Daniele Negroni versuchen, dabei die Nerven zu bewahren.

Das L in 2018 steht für Langeweile

In 11 Staffeln gab es kein einziges Camp, das so dermaßen langweilig war wie das diesjährige. Womit haben wir treuen Zuschauer das verdient, frage ich mich. Haben wir, die ein Jahr auf diese Sendung gewartet haben, nicht etwas Unterhaltung verdient? Oder wenigstens ein paar ehrliche Tränchen?

Die Camper des Dschungelcamps 2018 am Lagerfeuer. Langeweile pur.

Aber nix da, wir sind verdammt. Was wir stattdessen bislang bekamen: Sydney will täglich ausziehen und tut es nicht. Natascha tönt, sie sei die Gruppenmutti und handelt nicht wirklich danach. Daniele heult. Und auch sonst sind die Knallköpfe da drin alle sehr, sehr langweilig. Doch woran liegt das?

Gruppendynamik aka Gruppenschläfchen

Hätte man mich vor einer Woche gefragt, ob die Zusammensetzung der Kandidaten für den Dschungel relevant sei, hätte ich getönt, dass es vollkommen egal ist, wen man da reinwirft. Am Ende kommen wir, die Zuschauer, immer auf unsere Kosten. Das würde ich jetzt so nicht mehr behaupten.

Das Bild zu IBES 2018 schlechthin – der kleine Tod hat endlich ein Gesicht.

Schließlich zeigen uns die diesjährigen “Kandidaten” (man möchte sie als Kulisse bezeichnen, so wenig machen die da), dass man auch im Dschungel verfaulen kann, ohne irgendwas zu machen. Wow. Im Grunde schlafen alle ganz viel oder liegen rum oder beschweren sich. Oh ja, und wie sie sich beschweren! Woran das liegt: Keiner von ihnen (bis auf Sandra, I miss you girl!) ist ein Teamplayer, jeder ist ganz auf sich selbst konzentriert, es ist ein Haufen langweiliger Egozentriker.

Ich bin ein Star – lasst mich hier liegen!

Ganz ehrlich: Wenn ich 2 Stunden Gemeckere über mich ergehen lassen möchte, schalte ich nicht RTL ein sondern rufe meine Familie an. Das Dschungelcamp 2018 ist zu einem Camp der Schreiereien und Meckereien verkommen. Ich kenne 1-jährige Menschen, die weniger rumheulen.

Daniele fiepst in einer Tour durch: Nikotinentzug, wer hätte das kommen sehen. Seiner Meinung nach haben es die Raucher eh schon schwer genug und überhaupt sollte jeder im Camp bestraft werden, nur die Raucher eben nicht. Das zeigt: Daniele hat die Sache mit dem Teamgeist nicht verstanden.

Hier sehen Sie eine Aufnahme von Daniele in seinem natürlichen Element. Schreiend.

Was irgendwie ok ist, haben das die älteren im Camp auch nicht verstanden. Denn jeder kocht sein eigenes Süppchen. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und behaupte, 2018 ist das asozialste Camp aller Zeiten, oder wie Daniele sagen würde: “TINA ICH BIN NICHT RESPEKTLOS WAS SOLL DENN DIE SCHEIße!?” – Noch nie (oder zumindest nur sehr selten) ist man so schäbig mit den Camp-ältesten umgegangen wie in diesem Jahr. Das schreit nach einer weiteren Bestrafung.

Was ist an der SHOW nicht zu verstehen?

Puh. Ob Giuliana Farfalla, Natascha Ochsenknecht oder auch Ansgar (Nachnamen hier einfügen) – die meisten Kandidaten zeigen dem Zuschauer seit einer Woche, dass sie des Geldes wegen dabei sind. Oder wie Ansgar sagen würde: “Das ist privat.” Ich mein – ja! Dafür schaltet der Zuschauer schließlich ein! Nicht etwa, um mehr über die Leute zu erfahren, die dabei sind.

Da sind die Camper auch mal kurz aufgestanden – der Abschied von Giuliana.

Davon würden die Kandidaten schließlich auch nachhaltig profitieren, aber wer will das schon. Dschungel mitnehmen, Gage einsacken, das perfekte Promidinner durchziehen und fertig! So berechnend ist es dieses Jahr (hier bittere Tränen einfügen).

In der ersten Sendung fand ich es sehr charmant von Tina “the Mouth” York ganz ehrlich zu hören: “Ich mache hier mit, weil du nirgends in so kurzer Zeit so viel Geld verdienen kannst.” Mega. Einfach mal aussprechen. Aber ich bin mir seit Tag 3 nicht so sicher, ob die “Stars” begriffen haben, dass sie etwas tun müssen, um nach dem Dschungel die Karriere überhaupt pushen zu können. Vermutlich nicht, sonst hätten wir nicht allabendlich dieses Trauerspiel der Langeweile und der Eitelkeiten zu ertragen.

Die Akte Giuliana

Selten hat man am Lagerfeuer solche Sachen gehört wie dieses Jahr, als Giuliana Farfalla über ihren Auszug nachdachte: “Playboy-Cover mitgenommen, den Dschungel, das perfekte Promidinner – ist doch gut.” Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob sie sich darüber im Klaren war, dass sie nicht ihre komplette Gage vom Sender ausbezahlt bekommt, sobald sie freiwillig geht.

Giuliana – sie hätte weit kommen und vieles bewegen können. Mach’s gut, kleiner Schmetterling.

Und das ist doch was! Man konnte sehen, wie berechnend die Kandidaten dieses Jahr den Dschungel anpacken. Ihr Motto: Bloß nicht zu viel machen, bloß nicht zu viel tun. Dem Zuschauer schmeckt das aber gar nicht. Sogar die selbsternannte Medien- und Unterhaltungsexpertin Natascha “ich weiß Bescheid” Ochsenknecht hat das Spiel nicht so recht verstanden. Du gehst nicht in den Dschungel und beschließt, eine Rolle zu übernehmen, wie in ihrem Fall die der Campmutti, und handelst aber nicht danach. Eine Campmutti wurde bislang so genannt, weil sie sich kümmerte und nicht, weil sie einzog und sich den Titel als Mutti schnappte. “Ich bin jetzt die Campmutti und Mutti geht jetzt schlafen. Ach ja, und PS: Kein Kommentar.” – Das ist mir schlicht ZU VIEL UNTERHALTUNG! WOW WOW WOW!

Die Männer im Camp – heiße Luft galore

Sie sind die Heulbojen schlechthin. Sie wollen das nicht tun und jenes nicht machen und darüber erst recht nicht sprechen. Stattdessen wird geheult und gemeckert wo es nur geht. Essen? Bah. Nikotinentzug? Frechheit. Geschirr

Sydney heult. Tag 1-7.

spülen? Niemals. Wäh wäh wäh. Stattdessen Zickenterror galore: “Jenny, du machst das nicht richtig. Kattia, hör auf zu reden. Tina, lass dich kurz anschreien.” Matthias und Daniele, ich will sie nur noch rausfliegen sehen.

Sandra ist raus

Sandra war meine Favoritin. Weil sie sehr nett zu sein scheint, in meinen Augen wäre sie die eigentliche Campmutti gewesen. Sie hat sich gekümmert, kaum gelästert und geholfen, wo sie nur konnte. Und quirlig war sie auch! Doch RTL hat ihr einfach nicht genug Sendezeit gegeben, was wirklich schade ist. Denn Sandra war die einzig gescheite im Camp, weswegen sie für mich die eigentliche Siegerin 2018 ist, und das nicht im Sinne der Dschungelkönigin.

Die Siegerin 2018 – nicht blamiert, 100% Gage, alles gewonnen.

Sie durfte als erste gehen, bekommt 100% ihrer Gage, hat sich nicht blamiert und muss sich den Stress ihrer asozialen Mitcamper nicht weiterhin aussetzen. Sandra, du hast Glück gehabt! Sei dankbar! Lauf, Mädchen, rette dich! Wenn Sydney sich zusammenreißen würde, hätte er noch Chancen auf die Krone. Wobei Tina York durch ihre Sprüche allmählich in der Beliebtheit steigt. Sie bereitet dem Zuschauer wirklich einmalige Bilder und Einblicke, zudem wird sie ganz schön hart angegangen und erfahrungsgemäß schützt der Zuschauer solche Kandidaten. Irre aber wahr: Tina “the Mouth” York hat nach einer Woche IBES die besten Chancen auf die Dschungelkrone. Wer hätte das letzten Freitag gedacht.

Soviel von mir für den Moment. Denn obwohl ich noch viel mehr zu dem Thema sagen könnte, hat bekanntlich alles ein Ende und nur die Wurst hat zwei. Vielen Dank fürs Lesen und bis ganz bald, wenn es wieder heißt: Jazz hat die Schnauze gestrichen voll und will die Camper mit einem Stöckchen wachrütteln aber sie sind vielleicht auch einfach innerlich tot LOL.

IBES 2018 – Tag 5 der Überheblichkeiten

Nun ist fast eine Woche Dschungelcamp 2018 gelaufen und die Stars genehmigen den Zuschauern ein abwechslungsreiches Repertoire, zwischen Langeweile und Überheblichkeit. Selbst die Ignoranz, die sonst der gemeine IBES Camper innehat, ist in diesem Jahr eher schmerzlich als lustig. Eine Meinung:

David – wo kommt er her, wo will er hin

Also dieser David hätte sich selbst einen großen Gefallen getan, wenn er sich vor dem Einzug in den Dschungel einfach den Mund zugenäht hätte. Folge für Folge haut er Sprüche und Gedanken raus, die seinem Alter nicht entsprechen. Angefangen mit der Frage, die er Giuliana an Tag 2 stellte: “Kannst du auch Kinder kriegen?” – Facepalm. Wie sehr muss man hinterm Mond leben, um eine solche Frage ernst zu meinen? Weiter ging es, als er mit Natascha auf Schatzsuche ging; es war die Frage nach der Attraktivität-Skala der Camper. Seine

David und Natascha bei der Schatzsuche

Meinung: Giuliana an Platz eins, sie ist schließlich Model.
Obwohl ich Giuliana selbst an Platz 1 gesetzt hätte, empfinde ich diesen Satz als so dermaßen dämlich. Models sind manchmal hübsch, aber manchmal auch alles andere als das, was das Normalo-Auge als schön empfindet. Und das läuft auch ein bisschen in unserer Gesellschaft schief: Dass Menschen denken, dass eine Jobbeschreibung so sehr ins Gewicht fällt.

Davids Gedanken ad absurdum

Gestern dann direkt die nächste Bombe: David schießt gegen Giuliana, weil sie angibt, nicht direkt beim ersten Date zu sagen, dass sie eine Transgender-Frau ist. David findet das alles andere als korrekt, sagt es ihr aber nicht ins Gesicht sondern zerreißt sich beim Interview im Dschungeltelefon das Maul darüber: “Es gibt viele Menschen, die einen Kinderwunsch

David Friedrich sein Name, zur Stärkung seines Rückrats hier mit Nackenkissen abgebildet.

haben, und dann kommst du um die Ecke mit so einer Sache.” Wie stellt David sich das eigentlich vor? Und wie würde er reagieren, wenn eine Frau beim ersten Date sagen würde: “David, ich möchte ganz ehrlich zu dir sein: Wir kennen uns erst seit 10 Minuten aber ich möchte 3 Kinder haben.” – geht wirklich jemand so in ein erstes Date rein? Oder geht es David nicht doch viel mehr darum, dass er zu diesen Männern mit Vorurteilen gehört, die einfach nichts mit einer Transgender anfangen würden, weil Iiiih*? Ich vermute letzteres und selbst für RTL hinkt eine solche Meinung sehr der Zeit hinterher. David kann meinetwegen direkt raus.

*Ich finde, jeder Mensch hat ein Recht auf seine Meinung und seine Vorlieben. Aber bitte ohne andere damit zu verletzen oder schlecht zu machen. Und vor allem, ohne schockiert zu gucken.

Das Camp der Überheblichkeiten

Die Natascha, ne? Die gehört zu den Guten. Definitiv. Aber wie ich schon mal sagte, bringt Natascha Ochsenknecht nichts Neues zum Vorschein. Von ihrer frechen Schnauze bis hin zum pinken Lippenstift ist sie jedem Trash-Tv-Zuschauer spätestens seit dem Promi-BB-Haus bestens bekannt. Dass sie sich aber täglich hinstellt und eine Ode auf ihre eigene Person hält, nervt auf Dauer. Und 5 Sendungen IBES können einem aufgrund der enormen Langeweile wie ein Jahr vorkommen. Bitte, Natascha, wir haben es kapiert: Du bist schlau, du bist stark, du kennst die Medien. Aber wenn du die Medien so gut kennst, wieso machst du nichts daraus? WIESOOOO? Davon hätte der Zuschauer nämlich auch was. So könnte sie doch zB Matthias erklären, dass er nicht etwa täglich in die Dschungelprüfung gewählt wird, weil er

Er findet alles doof, vor allem die Zuschauer: Matthias Mangiapane

schöner kreischt als alle anderen oder weil sich niemand so niedlich aufregt wie er. Tatsächlich, und das weiß die ganze Nation bis auf die Camper selbst, wird Matthias dadurch jeder blöde Spruch und jedes Anschnauzen des Zuschauers bestraft. Diese Medienexperten, ach, die einfach nicht verstehen, dass man keine Mittelfinger in die Kamera hält und die Zuschauer nicht mit vernichtenden Blicken straft und gleichzeitig anmault, ach.

Überheblichkeit die Zweite

Die Camper des Dschungels 2018 sind, wie sie uns täglich sagen, schlau, attraktiv, fast berühmt und auch sonst Experten in Sachen Medien. Nur blöd, dass scheinbar niemand von ihnen das Format kennt, oder wie kommt es, dass sie das Spiel nicht zu verstehen scheinen? Wie jedes Jahr hat der eingefleischte IBES-Zuschauer viel mehr Ahnung von dem Treiben in Australien als die paar Nasen, die fünfstellige Summen dafür erhalten, den Irrsinn mitzumachen.

Die Camper des Dschungelcamps 2018 am Lagerfeuer. Langeweile pur.

Ich weiß nicht, wie diese Stars es machen, aber unsereins liest sich einen Vertrag durch, bevor er ihn unterschreibt. Und bevor er einen neuen Job annimmt, informiert er sich über die Firma. Davon wollten die Stars aber scheinbar auch dieses Jahr nichts wissen und wundern sich über die Umstände im Camp: “Hätte man mir das vorher gesagt, wie es hier drin abgeht…”, “Ja, wo sind wir denn hier gelandet! Nikotinverbot? Das können die doch nicht machen!”, “Was? Dieses Essen soll unsere Belohnung sein!?” – hätten sie einfach mal 2-3 Folgen IBES geschaut, wa. Denn David und Daniele, bislang mit Ansgar zusammen die Heulbojen des Camps, wollen das Essen nicht akzeptieren. Känguruschwanz, pah! Ist ja widerlich! Das freut natürlich ganze Kulturen, in denen dieses Fleisch als Delikatesse angesehen wird. Der weiße Mann schlägt auch im Dschungel auf seine Trommeln und lässt verlauten, dass er über solche Dinge steht. Ach, man möchte sie schlagen 🙂

Rechts, rechts, rechts, REEEEEECHTS!

Jenny und Tatjana bei der Schatzsuche.

Das schönste an der gestrigen Folge war aber die Schatzsuche, welches sich als Orientierungsspiel entpuppte. Wie jedes Jahr scheiterte einer der Promis, Tatjana Gsell nämlich, daran, ihrer Mitspielerin durch Worten allein die richtige Richtung zu weisen. Keine Ahnung, wieso man einfach lauter redet, wenn das Gegenüber einen nicht sehen kann, aber auch das ist ein Abklatsch unserer Gesellschaft, wenn man beispielsweise einem Ausländer oder einem Taubstummen gegenübersteht und EINFACH LAUTER SPRICHT weil man dann besser verstanden. Immer.

Ich hoffe, die heutige Folge bringt etwas mehr Schwung ins Camp, ansonsten werde ich heute um 23 Uhr brav schlafen, denn streng genommen bin ich viel zu alt für diesen Scheiß. Ach ja, mein Liebling zur Zeit: Sandra. Für mich die erste Anwärterin auf den Dschungelthron.